Rohstoffe

Ukraine beschränkt Lieferung von Erdgas nach Westeuropa

Die ukrainische Regierung hat erstmals die Durchleitung von russischem Erdgas Richtung Westeuropa beschränkt. Während der Ölpreis deutlich stieg, ließ der Schritt die Akteure am Gasmarkt kalt.

Ukraine beschränkt Lieferung von Erdgas nach Westeuropa

ku Frankfurt

Die Ukraine hat am Mittwoch erstmals die Menge des von ihr in Richtung Westeuropa durchgeleiteten russischen Erdgases beschränkt. Damit wirkt sich der Ukraine-Krieg erstmals auf die Gasversorgung Westeuropas und Deutschlands aus. Der ukrainische Pipelinebetreiber GTSOU teilte mit, durch den Übergabepunkt Sochraniwka in der Ostukraine werde kein Gas mehr transportiert, da an der Kompressorstation Nowopskow im umkämpften Gebiet Luhansk das ukrainische Personal seiner Arbeit nicht nachgehen könne. Durch diese Pumpstation wird normalerweise fast ein Drittel des für Europa be­stimmten und durch die Ukraine ge­leiteten Gases transportiert. GTSOU nimmt für sich „Force majeure“ in Anspruch, also objektive Unmöglichkeit der Fortsetzung der Gaslieferung. Dies wurde jedoch umgehend vom russischen Gasexporteur Gazprom und von der russischen Regierung bestritten, die betonten, das ukrainische Personal könne ohne Beeinträchtigung seiner Arbeit nachgehen. Eine von GTSOU angekündigte Verlagerung auf den weiter im Westen gelegenen Übergabepunkt Sudscha wurde von Gazprom abgelehnt mit der Begründung, dies sei technisch nicht möglich.

Am europäischen Spotmarkt für Erdgas wurde die Liefereinschränkung bislang gelassen aufgenommen. Am virtuellen niederländischen Übergabepunkt TTF stieg die Notierung leicht, gab aber dann um 2% auf 96,70 Euro je Megawattstunde nach. Zu Beginn des Kriegs war der Preis auf bis zu 211 Euro gestiegen. Deutlich reagiert hat hingegen der Ölpreis. Brent Crude verteuerte sich um 4,6% auf 107,16 Dollar je Barrel. Dazu trug nach Angaben von Händlern bei, dass China staatliche Maßnahmen zur Stützung der von den Coronavirus-Lockdowns beeinträchtigten Konjunktur in Aussicht stellte.