US-Arbeitsmarkt beflügelt Zinsfantasien
Finanzmärkte
US-Arbeitsmarkt beflügelt Zinsfantasien
Fed-Zinssenkung gilt als ausgemachte Sache – Bondakteure blicken auf Frankreich
kjo Frankfurt
Mit Spannung hatten die Akteure an den Finanzmärkten auf das monatliche Daten-Highlight aus den USA gewartet: den US-Arbeitsmarktbericht. Er signalisierte den Marktteilnehmern eine anhaltend schwache Verfassung der Beschäftigtensituation in den USA. Es wurden im August nochmals deutlich weniger Stellen geschaffen als im Juli. Damit stehen die Zeichen in den USA auf Leitzinssenkung. Viele Marktteilnehmer hatten dies erwartet. An den US-Staatsanleihemärkten fiel die Rendite der zehnjährigen US-Staatspapiere um 2 Basispunkte in der ersten Reaktion zurück. Der Dollar neigte zur Schwäche.
Beim Dax nahmen die Anleger am Nachmittag Gewinne mit. Der deutsche Leitindex verabschiedete sich beim Stand von 23.597 Zählern mit einem Abschlag von 0,7% ins Wochenende. Der Euro Stoxx 50 Index war am Nachmittag ebenfalls in der Minuszone.
Im August kamen in den Vereinigten Staaten nur noch 22.000 neue Jobs außerhalb der Landwirtschaft hinzu, wie aus dem am Freitag veröffentlichten Beschäftigtenstatistiken der US-Administration hervorgeht. Von Reuters befragte Ökonomen hatten einen weit höheren Zuwachs von 75.000 Stellen erwartet. Zugleich wurde die Zahl der im Juli geschaffenen Arbeitsplätze auf 79.000 von ursprünglich 73.000 leicht nach oben revidiert. Die Arbeitslosenquote stieg im August wie erwartet leicht auf 4,3%. Die Job-Daten bestärkten die Finanzmarktakteure in der Ansicht, dass die Notenbank die Zinsen am 17. September wohl erstmals im laufenden Jahr senken wird und weitere Lockerungen in der US-Geldpolitik folgen werden.
„Auf dem Arbeitsmarkt lief es zuletzt schon deutlich schlechter. Nun ist der Beschäftigungsaufbau nahezu zum Erliegen gekommen“, erläuterte Ökonom Bastian Hepperle von der Hauck Aufhäuser Lampe Privatbank. Der Chefvolkswirt der VP Bank, Thomas Gitzel, sieht die Daten als weiteres Warnzeichen für die Konjunktur: „Die US-Wirtschaft ist auf Sinkflug. Das zeigen die heute erneut sehr schwachen Arbeitsmarktdaten", sagte er der Agentur Reuters.
Renditen fallen zurück
An den Anleihemärkten setzte sich der Renditeabstieg am Nachmittag fort. Im späten europäischen Handel wiesen die zehnjährigen US-Staatsanleihen nur noch eine Rendite von 4,08% und damit zehn Basispunkte weniger als am Vortag auf. Bei der zehnjährigen Bundrendite ging der Satz von 2,72% am Vortag auf nunmehr 2,66% zurück.
Auch bei den Pendants anderer Eurozonestaaten gingen die Renditen im zehnjährigen Laufzeitenbereich zurück. Bei den französischen Papieren war es ein Minus von um die 5 Basispunkte. Bei den spanischen, portugiesischen sowie italienischen Papieren zehnjähriger Laufzeit waren es um die 6 Basispunkte Renditerückgang, womit sich die jüngste Entspannung an den Anleihemärkten der Eurozone fortsetzte. Im Blick haben die Bondanleger nun als nächstes das Misstrauensvotum in Frankreich, das deutlichere Marktbewegungen auslösen könnte.
Goldpreis auf neuem Hoch
Der Schwächeanfall des US-Arbeitsmarktes bescherte dem Goldpreis ein Allzeithoch. Der Preis für das in Krisenzeiten als sicherer Hafen angesehene Edelmetall kletterte nach der Veröffentlichung der US-Beschäftigtendaten am Freitag auf rund 3.598 Dollar und war im späten europäischen Geschäft bei gut 1,2% im Plus bei Preisen von um die 3.589 Dollar.
An den Devisenmärkten neigte der Dollar angesichts der zu erwartenden geldpolitischen Lockerung der Fed zur Schwäche. Der Euro kostete im späten Handel dann 1,1736 Dollar und damit 0,7% mehr als am Vortag. Die US-Devise schwächte sich aber nicht nur gegenüber der europäischen Gemeinschaftswährung ab, wie der Dollarindex zeigte. Gegenüber sechs Handelswährungen verlor der Greenback im späten europäischen Handel 0,8% auf einen Stand von 97,60 Punkten. Wenig Bewegungen gab es im Bereich der Kryptowährungen Bitcoin und Ether.