Zoll-Wirrwarr belastet Europas Börsen
Das Hin und Her von US-Präsident Donald Trump bei den Zöllen hat Europas Aktienmärkte am Freitag belastet. Hinzu kamen enttäuschende Nachrichten von Unternehmensseite. Dax und EuroStoxx50 verloren am Vormittag je 1,8% auf 23.617 und 5223 Punkte.
Die US-Regierung verschiebt die gerade erst beschlossene Einführung neuer Zölle auf Importe aus der Europäischen Union in Höhe von 15 Prozent um eine Woche. Zugleich kündigte Trump hohe Strafzölle gegen Dutzende Handelspartner an, darunter Kanada, Brasilien, Indien und die Schweiz. „Hin und Her statt Klarheit und Planungssicherheit – kein gutes Fundament für ein Engagement in Aktien mitten im Sommerloch“, sagte Jürgen Molnar vom Broker RoboMarkets.
Aktien von Technologieunternehmen in Asien gerieten unter die Räder, da sich die Anleger über die Kosten einer Unterbrechung der globalen Lieferketten und das noch ausstehende Ergebnis der Handelsgespräche mit China sorgten. Für Zurückhaltung an den Börsen sorgten auch die am Nachmittag anstehenden US-Arbeitsmarktdaten. Experten rechnen in den Vereinigten Staaten mit einer Abkühlung und einem Aufbau von nur noch 110.000 Stellen nach 147.000 im Vormonat. Sollten die Zahlen jedoch stark ausfallen, dürfte eine Zinssenkung der Fed im September vom Tisch sein, sagte Molnar.
Pharma belastet
Die unklaren Folgen der Wirtschaftspolitik sorgten auch bei Daimler Truck für maue Aussichten. Die Aktien des Nutzfahrzeugherstellers tauchten nach einer Prognosesenkung als größter Dax-Verlierer um 6,1% ab.
Gegenwind aus den Vereinigten Staaten bekamen auch europäische Pharmafirmen zu spüren: Trump forderte Pharmakonzerne per Brief auf, umgehend niedrigere Preise für verschreibungspflichtige Medikamente in den USA umzusetzen. Anleger reagierten nervös. Der europäische Pharmaindex fiel um bis zu 1,6 Prozent auf ein Dreieinhalb-Monats-Tief. Zu den größten Verlierern zählten die Aktien von Novo Nordisk. Sie fielen in Kopenhagen um bis zu 6% auf ein Vier-Jahres-Tief von 295,50 Kronen und standen mit einem Minus von insgesamt mehr als 30% vor dem größten Wochenverlust der Firmengeschichte. Der Anbieter der Abnehmspritze Wegovy hatte vor einigen Tagen seine Jahresziele zusammengestrichen.
Mit Abstand größter Dax-Gewinner waren hingegen die Aktien von Bayer, die mehr als 3% zulegten. Der Pharma- und Agrarchemiekonzern hat wegen guter Geschäfte in der Pharmasparte seine Umsatz- und Ergebnisprognose für das Gesamtjahr angehoben. Allerdings stellte Bayer zusätzliche Rückstellungen in Höhe von 1,7 Mrd. Euro für Rechtsstreitigkeiten in den USA in Aussicht.
Mutares stürzen ab
Ein überraschend starkes Umsatzwachstum beflügelte die Aktien des italienischen Spirituosenherstellers Campari an der Mailänder Börse um mehr als 8%. „Der Juni war der beste Monat des Quartals, mit ermutigenden Anzeichen für den Beginn der Aperitif-Hochsaison, die auch zu Beginn des dritten Quartals anhalten“, sagten die Analysten von Equita.
Im SDax stürzten Mutares um bis zu 22,2% ab. Die Finanzaufsicht BaFin hält den Jahresabschluss des Münchner Finanzinvestors aus dem Jahr 2023 für wahrscheinlich fehlerhaft. Noch härter traf es SFC Energy, die nach einer Prognosesenkung auf Talfahrt gingen. Die Aktien des Brennstoffzellen-Herstellers standen mit einem Minus von bis zu 32,3% vor ihrem schwärzesten Börsentag.