Schuldenkrise

Argentiniens Kritik am IWF irritiert Investoren

Ende März muss Argentinien knapp 3 Mrd. Dollar an den Internationalen Währungsfonds bezahlen, wenn es vorher zu keiner Einigung kommt – doch die scheint in weiter Ferne, wie ein Auftritt des Finanzministers zeigt.

Argentiniens Kritik am IWF irritiert Investoren

BZ Frankfurt

Mit Verunsicherung haben Investoren auf Kritik der argentinischen Regierung am Internationalen Währungsfonds (IWF) reagiert. Argentiniens Finanzminister Martín Guzmán sprach am Mittwochabend (Ortszeit) laut Bloomberg von Meinungsverschiedenheiten mit dem IWF, dem wichtigsten Gläubiger des hoch verschuldeten Landes, in Sachen Sparpolitik. Außerdem sagte er, der vom IWF vorgeschlagene Umschuldungsplan gefährde die Erholung seines Landes. Daraufhin fielen am Donnerstag in Dollar notierte Staatsanleihen Argentiniens so stark wie seit Monaten nicht, Kreditausfallversicherungen verteuerten sich deutlich.

Guzmáns Äußerungen fallen in eine kritische Phase der Umschuldungsverhandlungen mit dem IWF und anderen Gläubigern, darunter Deutschland. Diese laufen seit bald drei Jahren. Ende März 2022 muss Argentinien knapp 3 Mrd. Dollar an den Fonds sowie 2 Mrd. Dollar an den Pariser Club zahlen, wenn es bis dahin keine anderweitige Übereinkunft gibt. Experten zweifeln, dass Argentinien die Raten zahlen kann. Präsident Alberto Fernández hat das bereits eingeräumt. Eine Einigung zur Tilgung der Schulden in Gesamthöhe von knapp 40 Mrd. Dollar ist nicht in Sicht. Sie stammen aus einem Rekord-Rettungspaket, das der Fonds der argentinischen Vorgängerregierung vor mehr als drei Jahren gewährte; es konnte jedoch die Wirtschaft nicht stabilisieren.

Argentinien befindet sich in einer wirtschaftlichen Schieflage. Die Devisenreserven der Zentralbank sind knapp, die Inflationsrate übersteigt seit längerem 50 %. Erschwerend hinzu kommen die explodierenden Corona-Neuinfektionszahlen in dem lateinamerikanischen Land. Die monatelangen harten Einschränkungen im ersten Jahr der Pandemie führten zu einem Zusammenbruch der Wirtschaft und einem deutlichen Anstieg der Armutsrate. Die Wähler quittierten die Coronapolitik mit einem Denkzettel für das Lager von Fernández bei den Parlamentswahlen vor einigen Wochen.

Guzmán sagte nun, einig sei man sich mit dem IWF in Bezug auf die Höhe der Währungsreserven, die zur Unterstützung des Landes erforderlich sind. Guzmán zufolge sollten die Reserven der Zentralbank, die deutlich geschrumpft sind, zwischen 3 und 4 Mrd. Dollar pro Jahr zulegen. Er machte jedoch keine genauen Angaben zum Haushaltsdefizit oder zur Staatsfinanzierung. Strittig bleibt laut Guzmán, wie schnell die Regierung ihr Haushaltsdefizit reduzieren muss. Der jüngste Vorschlag des IWF würde „die wirtschaftliche Erholung, die Argentinien erlebt, stoppen und ist im Wesentlichen ein Programm echter Ausgabenkürzungen“, sagte Guzmán während einer Präsentation vor den Gouverneuren zusammen mit Präsident Fernández. „Für uns steht im Vordergrund, dass Argentinien auf dem Weg der Erholung weiterkommt. Für andere könnte die Priorität eine andere sein“, so Guzmán. Auch Fernández äußerte sich Berichten zufolge kritisch.

Fehlende Unterstützung

Ohne Länder zu nennen, räumte Guzmán ein, dass Argentinien beim IWF nicht genügend internationale Unterstützung habe, um eine Einigung zu erzielen. „Was wir haben, ist die Unterstützung eines Teils der internationalen Gemeinschaft, aber nicht der gesamten“, sagte er. Konkret kritisierte die argentinische Regierung, dass der IWF sich zu sehr auf die Wiederherstellung des Vertrauens an den Märkten und nicht auf die Realwirtschaft konzentriere. Beobachter werteten den Auftritt als Versuch, Zeit zu gewinnen.