Bank of England bremst beim Abbau von Anleihebeständen
Bank of England bremst Anleihenabbau
Geldpolitiker belassen Leitzins bei 4,0 Prozent – Hoffnung auf Senkung im November schwindet
Die Bank of England nimmt beim Quantitative Tightening den Fuß vom Gas. In den vergangenen zwölf Monaten schmolz sie Staatsanleihen im Volumen von 100 Mrd. Pfund ab. In den kommenden zwölf Monaten will sie sich nur von 70 Mrd. Pfund trennen. Den Leitzins hat die Notenbank bei 4,0% belassen.
hip London
Die Geldpolitiker der Bank of England haben auf ihrer jüngsten Sitzung mit 7:2 Stimmen beschlossen, den Leitzins auf 4,0% beizubehalten. Am Markt wurde angesichts der jüngsten Konjunkturdaten nicht mit einem Zinsschritt gerechnet. Swati Dhingra und Alan Taylor votierten für eine Senkung um 25 Basispunkte, wie dem Protokoll zu entnehmen ist.
Ausschlaggebend dafür, die Bank Rate nicht zu senken, war die hartnäckig hohe Teuerungsrate. Im August hatte sie dem Statistikamt ONS zufolge bei 3,8% gelegen. Der Preisauftrieb bei Lebensmitteln wurde mit 5,1% angegeben. Sie machen zwar nur bei armen Haushalten einen wesentlichen Teil der Ausgaben aus. Doch wenn den Menschen bei jedem Einkauf vor Augen geführt wird, dass die Preise steigen, führt das zu steigenden Inflationserwartungen. Und diese wirken sich auf die Lohnforderungen der abhängig Beschäftigten aus.
„Nicht aus dem Gröbsten heraus“
„Wir erwarten zwar, dass die Inflation wieder zu unserem Zielwert von 2,0% zurückkehren wird,“ sagte Andrew Bailey, Gouverneur der Bank of England „aber wir sind noch nicht aus dem Gröbsten heraus. Künftige Senkungen müssen deshalb schrittweise und vorsichtig erfolgen.“ Im September dürfte der Preisauftrieb nach Schätzung der Zentralbankökonomen sogar noch zunehmen.
„Für die weitere Zinsentwicklung bleibt die Fahrtrichtung abwärts, aber das geldpolitische Komitee (Monetary Policy Committee, MPC) hat es nicht eilig“, sagt Michael Saunders, der dem Gremium selbst einmal angehörte. Mittlerweile ist er als Senior Economic Advisor für Oxford Economics tätig. Das MPC sei besorgt über die Risiken anhaltender Inflation. Dazu gehöre, dass das erhöhte Niveau der Inflationserwartungen für ein vergleichsweise hohes Lohnwachstum sorgen könnte.
Lohnschub im August
Den jüngsten Arbeitsmarktdaten zufolge lag das Lohnwachstum im Juli bei 4,7%, ohne Sonderzahlungen bei 4,8%. Beide Werte entsprachen den Markterwartungen. Doch deuten erste Schätzungen für den August auf einen Anstieg von im Schnitt (Median) von 6,6% hin, wie James Sproule, der Chefvolkswirt von Handelsbanken UK, herausstreicht. Am steilsten falle dieser Anstieg im Gesundheitswesen und in der Sozialarbeit aus. Dort seien die Gehälter um 11% gestiegen.
„Bevor es den Leitzins erneut senkt, wird das MPC Belege dafür sehen müssen, dass sich das Lohnwachstum auf ein Tempo abschwächt, das im Einklang mit dem Inflationsziel steht und das das niedrigere Lohnwachstum die Dienstleistungsinflation dämpft“, sagt Saunders. Das spreche eher für einen Zinsschritt Anfang 2026 als für eine Senkung im weiteren Jahresverlauf.
Nächster Zinsschritt voraussichtlich 2026
Am Markt wird für einen Zinsschritt auf der Sitzung im November nur noch eine Wahrscheinlichkeit von 20% eingepreist. Ende November legt Schatzkanzlerin Rachel Reeves ihren Haushalt vor. Mit weiteren Steuererhöhungen ist zu rechnen. Denn nach Rechnung des renommierten Nationalen Instituts für Wirtschafts- und Sozialforschung (NIESR) fehlen Reeves in der laufenden Legislaturperiode 41,2 Mrd. Pfund.
Familienunternehmen und inhabergeführte Firmen machten sich Sorgen um mögliche Veränderungen bei der Erbschaftssteuer und hielten sich deshalb mit Investitionen zurück, hieß es in der jüngsten Entscheiderumfrage der Notenbank. Sie wird nicht kurz vor der Haushaltsdebatte die Zinsen senken wollen, weil das unweigerlich als Hilfestellung für die amtierende Regierung gewertet würde.
Quantitative Tightening
Auf besonderes Interesse stießen am Markt die lang erwarteten Aussagen der Bank of England zum Quantitative Tightening. In den vergangenen zwölf Monaten hatte die Notenbank den seit der Finanzkrise zur Ankurbelung der Konjunktur zusammengekauften Staatsanleihenberg (Gilts) um 100 Mrd. Pfund abgeschmolzen. Nun will sie das Tempo drosseln. In den kommenden zwölf Monaten werden nur 70 Mrd. Pfund abgebaut.
Allerdings wird das Volumen der Gilts, die nicht einfach auslaufen, sondern über den Markt verkauft werden sollen, von 13 Mrd. auf 21 Mrd. Pfund erhöht. Mit Blick auf den engen Markt für Gilts mit langen Laufzeiten wurde immer wieder kritisiert, dass Verkäufe der Notenbank die Renditen nach oben drücken. Trotzdem will sie sich auch weiterhin von Langläufern trennen. Dem Schatzamt bringen die Verkäufe schmerzhafte Verluste, denn die Verkaufspreise liegen weit unter den Einstiegspreisen.
Dissens im MPC
Der Plan der Notenbank wurde mit 7:2 angenommen. Catherine Mann hätte es lieber gesehen, wenn nur 62 Mrd. Pfund abgebaut würden, davon13 Mrd. durch Verkäufe. Chefvolkswirt Huw Pill wollte dagegen 100 Mrd. Pfund abtragen.