Geldpolitik

BIZ unterstützt und mahnt die Zentralbanken

Die Zentralbank der Zentralbanken BIZ stützt mit einer neuen Studie die Sichtweise der führenden Notenbanken, dass der aktuelle Inflationsanstieg temporär sei. Zugleich warnt sie vor dem Versuch, die Inflation feinzusteuern.

BIZ unterstützt und mahnt die Zentralbanken

ms Frankfurt

Eine aktuelle Studie der Zentralbank der Zentralbanken BIZ liefert neue Hinweise darauf, dass der derzeitige starke Inflationsanstieg eher von kurzer Dauer sein wird. Zugleich kommt die Analyse in dem am Montag veröffentlichten Quartalsbericht der BIZ zu dem Ergebnis, dass in einer Zeit niedriger und stabiler Inflation Preisveränderungen in einzelnen Sektoren die Inflationsentwicklung bestimmten – was zur Folge habe, dass Zentralbanken die Teuerung nicht punktgenau beeinflussen könnten. Zu den Autoren der Studie gehört Claudio Borio, Leiter der Währungs- und Wirtschaftsabteilung der BIZ.

Mit der Analyse unterstützt die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) einerseits die Sichtweise der meisten Zentralbanken weltweit, dass der aktuelle Inflationsanstieg vorübergehender Natur sei und deswegen keine radikale geldpolitische Kurswende erfordere. Seit Jahresbeginn ist die Teuerung weltweit deutlich und auch unerwartet stark gestiegen – in den USA auf mehr als 5%, in Euroland auf aktuell 3%. Da sich die Entwicklung bislang immer weiter fortsetzt, nehmen Zweifel zu, ob der Trend wirklich nur so vorübergehend ist.

Keine Feinsteuerung

Zugleich untermauert die Studie andererseits frühere Warnungen der BIZ und von Borio vor dem Versuch, die Inflation feinzusteuern. Die Europäische Zentralbank (EZB) hat unlängst nach einer umfassenden Strategieüberprüfung ihr Inflationsziel von unter, aber nahe 2% auf ein symmetrisches Ziel von genau 2% geändert. In den USA steuert die Federal Reserve im Zuge ihrer 2020 verabschiedeten neuen Strategie nun ein durchschnittliches Inflationsziel von 2% an, wobei sie Verfehlungen in der Vergangenheit in künftigen Jahren auszugleichen beabsichtigt.

Für ihre Studie haben Borio und seine Co-Autoren Wechsel in den Inflationsdynamiken seit Mitte der 1980er Jahre untersucht. Das zentrale Ergebnis: „In einem Regime niedriger und stabiler Inflation sind die meisten Schwankungen der Gesamtinflation eher auf Preisschwankungen in genau definierten Ausgabenkategorien zurückzuführen als auf allgemeine Preisbewegungen.“ Diese Veränderungen wirkten sich in der Regel nur vorübergehend auf die Inflation aus, die daher eher innerhalb einer bestimmten Bandbreite bleiben dürfte. Die Studie liefere damit „zusätzliche Anhaltspunkte dafür, dass der jüngste Inflationsanstieg wahrscheinlich nur von kurzer Dauer ist“, so die BIZ.

Die Studie zeigt laut BIZ auch, dass sich Änderungen des geldpolitischen Kurses nur auf eine kleine Gruppe von Preisen auswirkten, von denen die meisten im Dienstleistungssektor liegen. „Das schränkt die Fähigkeit der Geldpolitik ein, die Inflation innerhalb einer bestimmten Bandbreite zu steuern“, so das Fazit. Die Autoren argumentieren, dass diese Ergebnisse die Notwendigkeit erhöhten, bei der Verfolgung eng definierter Inflationsziele flexibel zu sein. Die neuen Rahmenwerke von Fed und EZB gingen in diese Richtung.

„Die Zentralbanken können es sich leisten, toleranter gegenüber Abweichungen von den Zielen zu sein, die sich mit der Zeit tendenziell selbst korrigieren“, so die BIZ. Diese Flexibilität sei „besonders gerechtfertigt“, wenn die Inflation unter Ziel liege.