Geldpolitik

Britische Teuerung geht unerwartet zurück

Trotz des leichten Rückgangs der Inflation im September halten sich die Erwartungen an eine schnelle Zinserhöhung der Bank of England.

Britische Teuerung geht unerwartet zurück

bet London

Ein leichter Rückgang der Inflation in Großbritannien hat es nicht geschafft, die Erwartung einer absehbaren Zinserhöhung zu dämpfen. Im September kletterte die Konsumentenpreise um 3,1% zum Vorjahresmonat, wie das nationale Statistikamt ONS mitteilte. Das ist ein leichter Rückgang zu August, als die Teuerung 3,2% betrug. Die Mehrheit der Ökonomen wurde von der Entwicklung überrascht – aber sie ändert wenig an der Möglichkeit, dass die Bank of England Anfang November als erste große Zentralbank an der Zinsschraube drehen könnte.

Dass sich die britische Teuerung etwas abschwächte, lag maßgeblich an einem Basiseffekt. Im August 2020 hatte die Regierung Besuche in Restaurants subventioniert, um der von den Lockdowns gebeutelten Gastrobranche einen Neustart zu ermöglichen. Als diese Hilfe auslief, erhöhten die Gastronomen im September 2020 die Preise. Das dämpft nun ein Jahr später rechnerisch die Inflation.

Dieser Einmaleffekt kann die grundlegenden Trends nicht dauerhaft überdecken: Transportpreise und Gebrauchtwagen verteuerten sich weiterhin, und im Oktober ist eine deutliche Erhöhung der Energiepreise absehbar. Auch die Produzentenpreise zeigen nach oben. Analysten von Capital Economics sprachen von einer Ruhe vor dem Sturm. Die Bank of England rechnet um den Jahreswechsel mit einer Inflation von 4%, doppelt so viel wie ihr Teuerungsziel.

Seit dem Sommer bemüht sich die Notenbank, den erwarteten Inflationsanstieg auf vorübergehende globale Effekte zurückzuführen und damit die Aussicht auf schnelle Zinsschritte zu dämpfen. Doch jüngst mehrten sich erstaunlich offensive Kommentare aus dem geldpolitischen Komitee. Am Sonntag war es Gouverneur Andrew Bailey, der beteuerte, die Notenbank sei bereit, bei einer Änderung der mittelfristigen Inflationsaussichten zu handeln. Oxford Economics kommentierte, die gehäuften Warnungen dienten wohl dazu, die Märkte auf einen Zinsschritt in naher Zukunft vorzubereiten. Wenn die Notenbank bereits bei der nächsten geldpolitischen Sitzung am 4. November den Leitzins von 0,1% anhebt, wäre dies eine außergewöhnliche Wende.

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