Britische Wirtschaft stagniert im Juli
Britische Wirtschaft stagniert im Juli
Dienstleister zeigen Stärke – Produzierendes Gewerbe schwächelt
hip London
Die britische Wirtschaft ist im Juli zum Stillstand gekommen. Wie das Statistikamt ONS mitteilte, stagnierte das Bruttoinlandsprodukt im Vergleich zum Vormonat. Volkswirte hatten im Schnitt nicht mehr auf der Rechnung. Raj Badiani, Economics Director bei S&P Global Market Intelligence nannte die Daten „enttäuschend“. Die Indikatoren deuteten auf eine Wirtschaft der zwei Geschwindigkeiten hin, in der das Wachstum vom öffentlichen Sektor getrieben werde. In der Privatwirtschaft blieben die Bedingungen dagegen schwierig.
Das Wachstum der dominanten Dienstleistungsbranche und der Bauwirtschaft wurde von einem scharfen Rückgang der Aktivität im verarbeitenden Gewerbe ausgeglichen. Damit befindet sich das Land Volkswirten zufolge immer noch auf gutem Weg zu 0,2% bis 0,3% Wirtschaftswachstum im dritten Quartal.
Öffentliche Finanzen im Fokus
Im Vergleich zum ersten (+0,7%) und zweiten (+0,3%) Quartal zeichnet sich jedoch eine Verlangsamung ab. „Die britische Wirtschaft wächst, mit Blick auf die öffentlichen Finanzen aber nicht genug“, schrieb die HSBC-Volkswirtin Elizabeth Martins in einer ersten Einschätzung. Nach Schätzung des Nationalen Instituts für Wirtschaft- und Sozialforschung (NIESR) steuert Schatzkanzlerin Rachel Reeves ohnehin schon auf ein Haushaltsdefizit von 41,2 Mrd. Pfund im Fiskaljahr 2029/30 zu.
Die unabhängigen Haushaltshüter des Office for Budget Responsibility (OBR) könnten zwar ihre Wachstumsprognose für das laufende Jahr nach oben schrauben, wenn sie ihre nächste Einschätzung der Fiskalpolitik der Regierung vorlegen, schrieb Martins. Doch könnten sie zugleich ihre mittelfristigen Schätzungen senken. Für Reeves würde das bedeuten, dass ein zweistelliger Milliardenbetrag in der Kasse fehlt.
Elf Wochen Ungewissheit
Sie legt ihren Haushalt am 26. November vor. „Das sind elf Wochen, in denen sich ein wirtschaftliches Wunder ereignen könnte, aber auch elf Wochen mehr Sorgen und Ungewissheit“, schrieb Martins. Das belaste womöglich schon den Wohnimmobilienmarkt. Es sei zu befürchten, dass es das Wachstum insgesamt dämpfe.
Auch Kallum Pickering, der Chefvolkswirt von Peel Hunt, hält das Risiko, dass Sorgen um Steuererhöhungen und andere Haushaltsthemen wie schon im Jahr zuvor zu einem Abflauen des Wachstums führen könnten, für gering. „Aber zumindest bislang gibt es wenig überzeugende Belege dafür, dass es so ist“, schrieb Pickering.