KOMMENTAR

Der Teufel steckt im Detail

Wenn Großbritannien der EU am 29. März Goodbye sagt, werden womöglich erst einmal keine Flugzeuge mehr zwischen der britischen Insel und den Staaten der Europäischen Union fliegen können. Denn bei einem harten Brexit bestünden dann womöglich keine...

Der Teufel steckt im Detail

Wenn Großbritannien der EU am 29. März Goodbye sagt, werden womöglich erst einmal keine Flugzeuge mehr zwischen der britischen Insel und den Staaten der Europäischen Union fliegen können. Denn bei einem harten Brexit bestünden dann womöglich keine Verkehrsrechte mehr, außerdem würden Betriebsgenehmigungen und Flugsicherheitsbescheinigungen ungültig. Selbst ein Brexit-Deal würde lediglich die Übergangszeit verlängern, ohne dass die künftigen Regeln geklärt wären. Noch hegt die Airline-Branche die Hoffnung, dass das Chaos verhindert werden kann. Doch bisher liegen zum Thema Sicherung des Luftverkehrs nur Absichtserklärungen der EU vor, Rechtsverbindliches gibt es nicht.Da ist man zwischen Großbritannien und den USA schon ein ganzes Stück weiter. Die beiden Länder haben sich auf ein neues Abkommen über den Luftverkehr für die Zeit nach dem Brexit geeinigt, das an die Stelle des bisher auch für die Briten gültigen Open-Skies-Abkommens zwischen den USA und der EU treten soll. Nach dem 29. März wird es daher zwischen beiden Ländern weiter Flugverkehr geben. So weit die gute Nachricht.Doch der Teufel steckt, wie so oft, im Detail. Denn von den britischen Flughäfen auf Reisen Richtung USA gehen darf künftig neben den US-Airlines nur, wer mehrheitlich in britischer Hand ist. Das ist weder bei British Airways – gehört zu einer spanischen Firma – noch bei Norwegian – mehrheitlich in norwegischem Besitz -, noch bei Virgin Atlantic der Fall, die von Delta Air Lines aus den USA und Air France kontrolliert wird. Diesen bereits im Verkehr Richtung USA aktiven Airlines werden in dem Abkommen sogenannte Großvater-Rechte eingeräumt, sie dürfen also weiter fliegen. Alle anderen müssen draußen bleiben. Sollte also etwa die polnische Lot auf die Idee kommen, von London nach New York fliegen zu wollen, wäre das derzeit noch möglich, demnächst aber nicht mehr.Mit dem Vertrag wird also der Wettbewerb auf den Transatlantikrouten eingeschränkt, der nicht allein, aber in großen Teilen von London aus stattfindet. Dadurch nimmt die Marktmacht der Airlines, die bereits selbst oder über Joint Ventures mit US-Airlines dort unterwegs sind, deutlich zu. Das könnte Wettbewerber, beispielsweise aus den Golfstaaten, auf den Plan rufen, die sich gegen solcherlei Bevorzugung wehren.Diese Details werfen ein Schlaglicht darauf, welche weit reichenden Folgen der Brexit haben kann, die jetzt noch gar nicht absehbar sind. Im Falle der Airline-Branche hat der Brexit jedenfalls durchaus das Zeug dazu, ein austariertes System komplett aus den Angeln zu heben.