Umfrage

Deutsche Firmen in China unter Lokalisierungs­druck

Deutsche Firmen sind derzeit für ihre China-Geschäfte recht optimistisch. Die zunehmende Politisierung der Wirtschaftsabläufe, die regulatorische Überfrachtung sowie manifeste Wettbewerbshindernisse sorgen aber für Verdruss.

Deutsche Firmen in China unter Lokalisierungs­druck

nh Schanghai

Trotz wachsender Herausforderungen durch die Corona-Pandemie und der gegenwärtigen Konjunktureintrübung in China blicken deutsche Unternehmen mit China-Präsenz relativ optimistisch auf ihre Geschäftsaussichten im neuen Jahr. Sie wollen überwiegend ihre Aktivitäten mit weiteren Investitionen unterfüttern. Dabei sehen sie sich aber mit neuen Problemen konfrontiert, die aus einer stark zunehmenden Politisierung der Wirtschaftsabläufe und regulatorischen Überfrachtung sowie manifesten Wettbewerbshindernissen herrühren. Dies geht aus der Geschäftsklimaumfrage der Deutschen Handelskammer in China hervor.

Insgesamt wirkt das Vertrauen in den Wachstumsmarkt China intakt, so dass das Gros der vor Ort investierten deutschen Firmen für 2022 mit Umsatz- und Gewinnzuwächsen rechnet. Einige alarmierende Entwicklungen drohen sich aber zu einer signifikanten Beeinträchtigung des Investitionsklimas zu verdichten. Wie Kammerpräsident Clas Neumann bei der Vorstellung der jährlichen Erhebung erläuterte, ist fehlende Gleichbehandlung zur größten Herausforderung für die deutsche Wirtschaft in China geworden.

Gut ein Drittel der Befragten beklagt sich über eine Bevorzugung von lokalen Unternehmen vor allem in Bereichen wie Marktzugang, öffentlichem Beschaffungswesen und der Anwendung von Regulierungsvorschriften. Neumann führt dies nicht zuletzt auf Veränderungen des politischen Klimas und die aus dem Streit mit den USA erwachsenen chinesischen Autarkiebestrebungen zurück. Die „Entkoppelungstendenz“ verbindet sich mit drastischen Reiserestriktionen zur Wahrung der chinesischen „Nulltoleranzstrategie“ bei Corona und setzt deutsche Unternehmen unter immer stärkeren Lokalisierungsdruck. Mithin kommt es zu einer gewissermaßen politisch er­zwungenen Verlagerung von Managementkompetenz und be­trieblichen Funktionen nach China, die über marktstrategische Erfordernisse weit hinausgeht.

Das Reizthema der Reisebeschränkungen, Quarantänebestimmungen und Visumserschwerungen stelle eine mittlerweile „kaum mehr zumutbare Hürde im Geschäft mit China dar“, lautet der Tenor. Drei Viertel der Befragten monieren eine „Beeinträchtigung des gegenseitigen Verständnisses“, die extrem negativ auf das Geschäftsklima abfärbt und letztlich als Bremse für künftige ausländische Investitionen in China wirkt. Entsprechend fordert die Handelskammer die neue deutsche Bundesregierung dazu auf, sich im Dialog mit Peking energisch für eine Verbesserung der Wettbewerbsbedingungen und eine Lockerung der Reisebeschränkungen einzusetzen.

Wertberichtigt Seite 6

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