Deutsche Inflation so hoch wie zuletzt im April

Beschleunigung zu Jahresbeginn aber nicht so stark wie erwartet - Erste Euroland-Schätzung im Fokus

Deutsche Inflation so hoch wie zuletzt im April

ms Frankfurt – Die Inflation in Deutschland hat sich zu Jahresbeginn noch einmal leicht beschleunigt und den höchsten Stand seit April 2019 erreicht. Die Dynamik war allerdings etwas weniger stark als von Experten erwartet und ist damit ein klares Signal, dass auch auf Euroland-Ebene kein rasches Anziehen der Teuerung zu erwarten ist. Die Europäische Zentralbank (EZB) dürfte sich dadurch in ihrem Festhalten an der ultralockeren Geldpolitik bestätigt sehen.Die Preise in Deutschland zogen gemessen an dem für EU-Zwecke berechneten Harmonisierten Verbraucherpreisindex (HVPI) im Januar um 1,6 % an, wie Destatis gestern in einer ersten Schätzung mitteilte. Im Dezember hatte der Wert bei 1,5 % gelegen. Beobachter hatten im Mittel nun 1,7 % erwartet. In nationaler Rechnung (VPI) kletterte die Teuerungsrate von 1,5 % auf 1,7 % – was den Erwartungen der Beobachter entsprach.Die EZB strebt für den Euroraum mittelfristig eine Inflationsrate von “unter, aber nahe 2 %” an. Solange in Deutschland mit einer nahezu voll ausgelasteten Wirtschaft die Teuerung nicht deutlicher anzieht, dürfte es auch schwer werden, die rund 2 % im Durchschnitt des Währungsraums zu erreichen. Aktuell prognostiziert die EZB für die Jahre 2020 bis 2022 Inflationsraten von 1,1 %, 1,4 % und 1,6 %.Angesichts der anhaltend unter Ziel liegenden Inflation und der zwischenzeitlichen starken Konjunkturabkühlung hatte die EZB erst im September ihre zuvor schon ultraexpansive Geldpolitik erneut deutlich gelockert. Unter anderem hatte sie auch eine Neuauflage der breiten Anleihekäufe (Quantitative Easing, QE) beschlossen. In ihrer Kommunikation betont sie sogar die Bereitschaft nachzulegen, und in den vergangenen Tagen hat vor allem die Sorge vor den Folgen des Coronavirus für die Wirtschaft Spekulationen auf eine neuerliche Lockerung geschürt.”Das EZB-Ziel von unter, aber nahe 2 % wird weiterhin verfehlt, so dass es für die EZB keinen Grund gibt, von ihrem Lockerungsbias abzurücken”, sagte Ulrich Wortberg von der Helaba gestern zu den neuen Inflationsdaten. Am heutigen Freitag gibt es eine erste Schätzung von Eurostat für die Euro-Inflation im Januar. Volkswirte sagen eine Rate von 1,4 % voraus – nach 1,3 % im Dezember.Der Anstieg der Inflation in Deutschland ging im Januar vor allem auf die Energiepreise zurück. Haushaltsenergie und Kraftstoffe verteuerten sich um 3,4 %. Damit kehrte sich der Trend der vergangenen Monate um. Zuletzt hatten gesunkene Energiepreise die Budgets der Verbraucher entlastet. Für Nahrungsmittel mussten die Menschen derweil 2,3 % mehr zahlen als im Januar 2019. Augenmerk auf KernteuerungAngesichts der deutschen Preisdaten prognostizierte Helaba-Volkswirt Wortberg, dass die Kerninflation in Euroland, also jene ohne Energie und Lebensmittel, im Januar leicht gesunken sein könnte. Tatsächlich erwarteten Beobachter bereits vor der gestrigen Veröffentlichung einen Rückgang von zuletzt 1,3 % auf 1,2 %. Die Kernrate steht aktuell auch in der EZB im Fokus, weil sie als besserer Gradmesser für den zugrunde liegenden Preisdruck gilt. Die jüngste Beschleunigung war von Euro-Hütern wiederholt als positives Signal gewertet worden, auch wenn sie zugleich davor gewarnt hatten, den Anstieg überzubewerten.