Deutsche Teuerung lässt nach

Inflation steigt im September um 1,2 Prozent zum Vorjahr - Rate auch in Italien niedrig

Deutsche Teuerung lässt nach

Die Europäische Zentralbank (EZB) entfernt sich weiter von ihrem Inflationsziel. Die Teuerung in der größten Volkswirtschaft der Eurozone betrug im September nur 1,2 %. Zum Vormonat stagnieren die Preise. Ökonomen sehen in der Entwicklung aber nicht nur negative Aspekte.arp Frankfurt – Die Inflation kommt in Deutschland nicht vom Fleck. Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) am Montag auf Basis einer ersten Schätzung mitteilte, erhöhten sich die Preise in der größten Volkswirtschaft der Eurozone im September um 1,2 % zum Vorjahresmonat. Eine solch geringe Teuerung haben die Statistiker zuletzt im Februar 2018 ermittelt. Damals lag die Inflationsrate in Deutschland mit 1,1 % noch etwas niedriger. Auch hatten die Ökonomen für September mit einer höheren Jahresteuerungsrate gerechnet – sie hatten im Durchschnitt ein Plus von 1,3 % auf dem Zettel. Im August stieg die Inflationsrate hierzulande noch um 1,4 %. Verglichen mit dem Vormonat August stagnierten die Verbraucherpreise, teilte Destatis weiterhin mit.Ausschlaggebend für die geringere Teuerung dürften insbesondere die gesunkenen Energiepreise sein. Sie lagen nach den Angaben von Destatis im September um 1,1 % unter dem Niveau des Vorjahres. Auch die Teuerung bei Lebensmitteln fiel zum Vorjahr mit 1,3 % geringer aus als noch im August, als sie 2,7 % betragen hatte. Schlechte Nachrichten für EZB Für die Europäische Zentralbank (EZB) sind das schlechte Nachrichten. Die EZB strebt eine Teuerung von “unter, aber nahe 2 %” an. Davon ist Deutschland weit entfernt. Denn betrachtet man den für europäische Zwecke berechneten Harmonisierten Verbrauchpreisindex (HVPI), stiegen die Preise in Deutschland im September lediglich um 0,9 % zum Vorjahr. Verglichen mit August verbilligten sich Waren und Dienstleistungen hierzulande um 0,1 %, so die vorläufigen Berechnungen von Destatis.”Der Supertanker Inflation hält unbeirrt Kurs auf die Ein-Prozent-Marke. Möglicherweise durchbricht er sie im Oktober”, kommentierte Sebastian Wanke, Inflationsexperte der KfW Bankengruppe. Die sinkenden Preissteigerungsraten seien betrüblich für alle Freunde höherer Zinsen. “Perspektivisch ist bei der mauen Konjunktur in Deutschland eine noch niedrigere Inflation angelegt”, so Wanke weiterhin. Ein solches Umfeld werde auch nach dem Ende der Amtszeit von EZB-Präsident Mario Draghi den EZB-Rat nicht dazu bewegen, die geldpolitischen Zügel wieder anzuziehen.Michael Holstein, Volkswirt bei der DZ Bank, sieht in der verhaltenen Teuerungsrate aber auch positive Wirkungen: “Sie fördert die Kaufkraft der privaten Haushalte. Deren Konsumausgaben sind aktuell die wichtigste Stütze für die schwächelnde Konjunktur. Wenn die Nominallöhne wie derzeit um etwa 3 % zulegen, bedeutet das bei einer Inflationsrate von nur 1 % ein reales Plus von immerhin 2 % bei der Kaufkraft”, so Holstein. Eine solche Konstellation habe zuletzt zwischen 2014 und 2016 zu einer kräftigen Wachstumsbelebung in Deutschland beigetragen. Damals sei indes das internationale Umfeld positiver gewesen. Drittgrößte Volkswirtschaft Die niedrige Inflation ist aber nicht nur ein deutsches Thema. Auch in Italien, der drittgrößten Volkswirtschaft der Eurozone, verteuerten sich Waren und Dienstleistungen im September kaum. Der HVPI lag bei 0,3 % – im August hatte der Verbraucherpreisindex noch 0,5 % zugelegt. Analysten hatten im Durchschnitt auch im September mit dieser Rate gerechnet. Im Vergleich mit dem August stieg der Verbraucherpreisindex im September um 1,5 %.