Einkaufsmanagerindex

Dienstleister bringen noch Schwung

Die Euro-Wirtschaft verliert im Mai etwas an Schwung. Das Wachstum bleibt aber robust, vor allem dank des Nachholschubs bei den Dienstleistern. Noch schlagen die gestiegenen Lebenshaltungskosten nicht auf die Geschäfte des Servicesektors durch.

Dienstleister bringen noch Schwung

ba Frankfurt

Die Euro-Wirtschaft wächst zwar auch im Mai, allerdings lässt die Dynamik etwas nach. So ist der Industrie und Dienstleister zusammenfassende Einkaufsmanagerindex (PMI) Composite im Mai um 0,9 auf 54,9 Punkte gefallen. Ökonomen hatten einen Rückgang auf nur 55,3 Punkte erwartet. Mit einem Wert oberhalb von 50 Zählern wird wirtschaftliche Expansion signalisiert. Das grundlegende Bild, dass die Dienstleister trotz steigender Lebenshaltungskosten noch von den Lockerungsmaßnahmen profitieren, während die Industrie unter dem Materialmangel und nachlassender Auslandsnachfrage ächzt, besteht weiter – wobei diesmal die Stimmung in beiden Sektoren etwas Federn gelassen hat.

Für Chris Williamson, Chefvolkswirt bei S&P Global (vormals IHS Markit) deuten die vorläufigen Umfrageergebnisse „eine vierteljährliche Wachstumsrate von soliden 0,6% für das zweite Quartal 2022“ an. Es bleibe jedoch abzuwarten, wie lange die Aufholjagd im Servicesektor – angekurbelt vor allem von den Ausgaben für Tourismus und Freizeitaktivitäten – anhalten werde. Auch Ökonomen sorgen sich um einen Konsumverzicht. „Die massive Verteuerung der Energie reißt Löcher in die Haushaltskassen und scheint die Verbraucher zu veranlassen, an anderer Stelle zu sparen“, schreibt etwa Commerzbank-Ökonom Christoph Weil. Dies zeige sich am Dienstleister-PMI, der um 1,4 auf 56,3 Punkte fiel. Besorgniserregend bleibt laut Williamson „vor allem die Schwäche der Industrie, da es erste Hinweise darauf gibt, dass die dortige Flaute bereits auf einige Bereiche des Servicesektors übergreift“. Der Industrie-PMI sank um 1,1 auf 54,4 Zähler. Auch wenn sich Lieferungen nicht mehr ganz so stark verzögern, lässt sich aus den Daten noch keine Entspannung der Lieferkettenprobleme ablesen. Ebenfalls kaum verändert ist der Preisdruck „auf einem zuvor nie dagewesenen Niveau“, wie Williamson betont. Als Lichtblick des Berichts bezeichnen die Ökonomen von Oxford Economics aber den sich in beiden Sektoren beschleunigenden Stellenaufbau. Bei den Dienstleistern wurde gar das kräftigste Plus seit Juli 2007 gemessen.

Unter den Ländern hat Frankreich die Nase weiter vorn, auch wenn der PMI um 0,5 auf 57,1 Punkte nachgab. Das vom Statistikamt Insee erhobene Geschäftsklima der französischen Wirtschaft verharrte im Mai bei 106 Punkten. Die deutsche Wirtschaft blieb „dank der anhaltend kräftigen Erholung des Servicesektors von den Corona-Lockdowns“ im Mai im Aufschwung. Der PMI Composite legte um 0,3 auf 54,6 Punkte stärker als mit einem Wert von 54,0 Zählern erwartet zu. Die Industrieproduktion hat zwar gleichfalls zugelegt, allerdings vor allem gestützt auf den hohen Auftragsbestand – dass der Auftragseingang weiter rückläufig war, verspricht laut S&P-Global-Experte Phil Smith „für die Wachstumsaussichten des Sektors nichts Gutes“. Unter den deutschen Exporteuren hat sich die Stimmung auch gemessen an den Ifo-Exporterwartungen (+1,5 auf 4,5 Punkte) aufgehellt. Laut dem KfW-Ifo-Beschäftigungsbarometer behinderte der Fachkräftemangel 43,6% der Unternehmen in ihrer Geschäftstätigkeit.

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