Ein EU-Pass für mittelständische Firmen
Ein EU-Pass für mittelständische Firmen
Brüssel plant viele Maßnahmen zur Vertiefung des Binnenmarkts
fed Brüssel
Die EU-Kommission startet einen neuen Anlauf, um die vielen immer noch vorhandenen Hindernisse für den freien Verkehr von Personen, Waren und Dienstleistungen innerhalb der Europäischen Union abzubauen. In den kommenden Tagen will die EU-Behörde ihre Strategie für den Binnenmarkt präsentieren. Ein aktueller Entwurf des Papiers liegt der Börsen-Zeitung vor.
Der Vertiefung des Binnenmarkts kommt in Zeiten des Handelskonflikts mit den USA eine besondere Bedeutung zu. Die EU-Beamten rechnen vor, dass eine Steigerung des Handels zwischen den Mitgliedstaaten (der sogenannte Intra-EU-Handel) um 2,4% reichen würde, um Einbußen von 20% im transatlantischen Warenverkehr zu kompensieren. Deshalb dringt die EU-Kommission darauf, den Wirtschaftsraum von 450 Millionen Verbrauchern und 26 Millionen Firmen, der ein Bruttoinlandsprodukt von 17 Bill. Euro erwirtschaftet, effektiver zu nutzen.
Leichtere Entsendung von Arbeitnehmern
Zu diesem Zweck schlägt die EU-Kommission etwa vor, dass sich Personen und Unternehmen in der EU unkomplizierter über Grenzen bewegen können sollen. Zum einen sollen dazu die Regeln zur Entsendung von Arbeitnehmern angepasst und hochqualifizierten Arbeitern die temporäre Tätigkeit im EU-Ausland erleichtert werden. Zum anderen will die EU-Kommission eine „SME ID“ in Verkehr bringen, also quasi einen EU-Pass für mittelständische Firmen. „Das ‚Reisen‘ muss einfacher werden für kleine und mittlere Unternehmen, insbesondere in den Grenzregionen“, heißt es in dem EU-Papier. Die SME ID soll auf einer selbst verfassten Erklärung des Unternehmens basieren, mit der es die Firma einfacher hat, sich in der von ihr gewählten Sprache auszuweisen.
Im Februar hat die EU-Kommission bereits den neuen Berichtsstandard VSME vorgeschlagen. Hinter dieser Abkürzung verbirgt sich ein Standard für eine deutlich gekürzte Liste von Datenpunkten, die Unternehmen bei ihrer nichtfinanziellen Berichterstattung erheben. Durch VSME soll sichergestellt werden, dass Mittelständler, die von Berichtspflichten ausgenommen worden sind, am Ende dieses Reporting nicht doch liefern müssen, weil es sich die kreditgebenden Banken so wünschen.
Andere Maßnahmen der Binnenmarktstrategie betreffen die Kennzeichnung und Verpackung. So plant die EU-Kommission etwa das Roll-out von digitalen Lösungen, die die Produktkennzeichnung weniger aufwendig machen sollen.