Euro-Inflation macht einen kräftigen Sprung
ms Frankfurt – Die Inflation im Euroraum hat im April deutlich und sogar stärker als zunächst von Volkswirten erwartet zugenommen – von 1,4 % im März auf 1,7 %. Auch die Kernrate ohne Energie und Lebensmittel legte von zuvor 0,8 % auf 1,2 % stark zu. Hinter dem Anstieg steckt aber vor allem der spätere Ostertermin, der in diesem Jahr in den April fiel und im vergangenen Jahr in den März gefallen war. Vieles spricht deshalb dafür, dass es schon im Mai eine Gegenbewegung geben wird. Die Europäische Zentralbank (EZB) dürfte sich deshalb kaum von ihrem zuletzt sehr vorsichtigen geldpolitischen Kurs abbringen lassen.Die unerwartet starke Abschwächung der Euro-Wirtschaft Ende 2018 und die nur mäßige Inflation hatten die EZB Anfang März dazu gebracht, die für den Herbst 2019 avisierte Zinswende mindestens bis ins Jahr 2020 hinein zu vertagen und neue Geldspritzen für die Banken aufzulegen. Im EZB-Rat und außerhalb tobt gar eine Debatte, ob die Lage noch mehr erfordert oder ob die EZB zumindest bei den Details der neuen Refinanzierungsgeschäfte (TLTRO III) sehr großzügig sein sollte.Wie Eurostat nun am Freitag mitteilte, lag die jährliche Inflation im April bei 1,7 % und damit wieder näher am EZB-Ziel von unter, aber nahe 2 %. Volkswirte hatten im Mittel 1,6 % prognostiziert. Nachdem am Dienstag aber der überraschend starke Preisauftrieb in Deutschland bekannt geworden war, hatten viele Beobachter bereits mit 1,7 % gerechnet. Bei der Kernrate hatten die meisten mit 1,0 % kalkuliert. Sie steht aktuell im besonderen Fokus, weil sie als besserer Gradmesser für den zugrundeliegenden Preisdruck gilt. Gegenbewegung im MaiDer Inflationssprung im April geht aber vor allem auf den Ostertermin zurück. Zwar verzeichnete Energie im April den größten Preissprung – mit einer Jahresrate von 5,4 %, nach 5,3 % im März. Den größten Unterschied gab es aber bei Dienstleistungen, die sich im April um 1,9 % verteuerten, während das Plus im März nur bei 1,1 % gelegen hatte. Dahinter steckt aber vor allem der Preisanstieg bei Pauschalreisen, die sich zu Ostern stets deutlich verteuern.Bereits für den Mai ist deshalb wohl wieder mit einer niedrigeren Inflationsrate zu rechnen – und insbesondere mit einer schwächeren Kernrate. “Die EZB dürfte die Aprildaten als Hakenschlagen des Osterhasen ignorieren und bei ihrer vorsichtigen Haltung bleiben”, sagte Sebastian Wanke, Volkswirt der Förderbank KfW, am Freitag.Bundesbankpräsident Jens Weidmann betonte nun gleich bei zwei Anlässen – am Donnerstag in Düsseldorf und am Freitag in Frankfurt -, dass die Geldpolitik zwar auf den schwachen Preisdruck reagieren müsse, dass es aber auch darum gehe, “den Weg der Normalisierung weiter zu beschreiten und nicht unnötig hinauszuschieben, sofern es die Inflationsaussichten zulassen”. Finnlands Zentralbankchef Olli Rehn wertete die in dieser Woche stärker als erwartet ausgefallenen Wachstumswerte als Beweis für eine Erholung, warnte aber davor, auf die Daten überzureagieren.