Großbritannien wächst stärker als Rest der G7-Staaten
Großbritannien wächst stärker
als Rest der G7-Staaten
Staat als Wachstumstreiber – Verfügbare Einkommen steigen
hip London
Das Statistikamt ONS hat seine Erstschätzung für das britische Wirtschaftswachstum zwischen Anfang April und Ende Juni am Dienstag nicht nach unten revidiert. Es ist also offiziell: Die britische Wirtschaft ist im zweiten Quartal um 0,3% gewachsen. Damit war Großbritannien im ersten Halbjahr die am schnellsten wachsende Volkswirtschaft unter den G7-Mitgliedsländern.
Schatzkanzlerin Rachel Reeves schreibt sich das zugute. Doch geht man in die Details, zeigt sich, dass der Staatskonsum der größte Wachstumstreiber ist. Er legte im Vergleich zum Auftaktquartal um 1,3% zu. Diesen Wert revidierten die Statistiker um einen Zehntelpunkt nach oben. Immerhin: Die Unternehmensinvestitionen gingen nicht um 4,0% zurück, wie ursprünglich angenommen, sondern nur um 1,1%. Damit ist der Abstand zum im ersten Quartal festgestellten Wachstum von 4,1% nicht mehr ganz so groß.
Sparquote steigt
Die verfügbaren Einkommen stiegen real um 0,2%. Doch spiegelte sich das nicht in einem entsprechenden Anstieg des privaten Konsums wider. Er legte um lediglich 0,1% zu. Stattdessen stieg die Sparquote von 10,5% auf 10,7%.
Zudem revidierte das Statistikamt eine Reihe von historischen Daten. Das Bruttoinlandsprodukt ist danach für das zweite Quartal nominal um 1,4% höher als in der vorangegangenen Veröffentlichung. Real ist es um 0,8% höher. Gut für Reeves: Zwar wuchs die Wirtschaft im vergangenen Jahr unverändert um 1,1%. Doch fand der größte Teil des Wachstums im zweite Halbjahr statt, also nach dem Wahlsieg von Labour.
„Keinem geht es besser“
Doch was sich wie eine gute Nachricht anhört, spiegelt lediglich methodologische Veränderungen wider, wie die Volkswirtinnen der HSBC herausstreichen. „Es gibt als Konsequenz der Revisionen nicht mehr Stellen und keinem geht es besser“, schrieben Elizabeth Martins und Emma Wilks in einer ersten Einschätzung. Zudem habe sich das Umfeld eingetrübt.
Der von der Lloyds Banking Group ermittelte Geschäftsklimaindex fiel im September um 12 Punkte auf 42%. Das war der niedrigste Wert seitdem die Zollankündigungen von US-Präsident Donald Trump im April die Stimmung drückten.