Zinsentscheid

Hohe Hemmschwelle der SNB bei Negativzinsen

Die Notenbank in der Schweiz legt die Latte für eine Rückkehr zu Negativzinsen sehr hoch. Der überraschend starke Rückgang der Inflation auf zuletzt null Prozent beunruhigt die Währungshüter nicht.

Hohe Hemmschwelle der SNB bei Negativzinsen

Absage an Negativzinsen

Schweizerische Nationalbank verzichtet auf Lockerung und nimmt niedrige Inflation gelassen

Die Notenbank in der Schweiz legt die Latte für eine Rückkehr zu Negativzinsen sehr hoch. Der überraschend starke Rückgang der Inflation auf zuletzt null Prozent beunruhigt die Währungshüter nicht. Denn eine Deflation hält die Zentralbank für unwahrscheinlich, auch wegen der Zolleinigung mit den USA.

mpi Frankfurt

Trotz einer Inflationsrate von null Prozent hat die Schweizerische Nationalbank (SNB) auf eine Zinssenkung verzichtet und auch wenig Neigung für einen solchen Schritt im kommenden Jahr gezeigt. Denn mit einer Zinssenkung würde die Notenbank zu Negativzinsen zurückkehren, was sie möglichst vermeiden will.

Die Inflation in der Schweiz war zuletzt mehrfach etwas niedriger ausgefallen als von der SNB erwartet. Diesen Umstand spielten die Währungshüter jedoch herunter. „Kurzfristig liegt die bedingte Inflationsprognose zwar etwas tiefer als im September, in der mittleren Frist ist sie aber nur wenig verändert“, heißt es in der Stellungnahme zum Zinsentscheid. Die SNB unterstellt weiterhin einen Aufwärtstrend bei der Inflation und geht damit nicht von einer Deflation aus, die die Notenbank zu Negativzinsen zwingen könnte. Die SNB hat als Ziel eine Inflationsrate zwischen 0 und 2%.

Neue Prognosen der SNB

Für das erste Halbjahr 2026 rechnet die SNB anders als noch im September zwar nur noch mit einer Inflationsrate von minimal über null Prozent. Ab dem vierten Quartal 2026 ist die neue Prognose jedoch nahezu identisch mit der vorherigen. Statt 0,6% prognostizieren die Währungshüter nun 0,5%. Als Hauptrisiko für die Schweizer Konjunktur bezeichnet die SNB „die Entwicklung der Weltwirtschaft“.

Hier kommt der Schweiz allerdings zugute, dass sie nach monatelangen zähen Verhandlungen Mitte November eine Zolleinigung mit den USA erzielt haben, einem ihrer wichtigsten Außenhandelspartner. Statt bei 39% liegt der Basissatz für Schweizer Exporte in die USA daher mittlerweile bei 15%. Dies verbessert die Wachstumsaussichten, was die Inflation erhöhen dürfte. Im dritten Quartal war das Schweizer Bruttoinlandsprodukt wegen der Zölle zum ersten Mal seit zwei Jahren gesunken. Für das kommende Jahr prognostiziert die Schweizerische Nationalbank ein Wirtschaftswachstum von etwa 1% bei einer Zunahme der Arbeitslosigkeit.

Ökonomen zufrieden

Volkswirte zeigen sich mit dem Ausgang des Zinsentscheides und den Signalen für 2026 zufrieden. „Die SNB macht das einzig Richtige und belässt ihre Leitzinsen bei null Prozent“, sagt Thomas Gitzel, Chefvolkswirt der VP Bank aus Liechtenstein. „Nur wenn die SNB mit dem Rücken zur Wand stehen würde, weil sich etwa nachhaltig negative Inflationsraten abzeichnen, käme eine Reduktion des Schlüsselzinses in den negativen Bereich in Betracht.“ Damit rechnet Gitzel jedoch nicht.

Katja Müller, Ökonomin bei LBBW Research, weist auf die besseren Aussichten für die Schweizer Wirtschaft durch die Zolleinigung mit den USA hin. „Eine weitere Zinssenkung dürfte vor diesem Hintergrund vorerst nicht auf der Agenda stehen, zumal die Hemmschwelle für die erneute Einführung von Negativzinsen hoch sein dürfte.“

Den Währungshütern stünde als weiteres Steuerungsinstrument zudem Eingriffe in den Devisenmarkt zur Verfügung. „Allerdings dürfte die SNB hierbei behutsam vorgehen, um bei den USA nicht in den Verdacht der Devisenmarktmanipulation zu geraten“, sagt Müller. Das würde das ohnehin schon angespannte Verhältnis mit den Vereinigten Staaten wieder stark belasten.