US-Konjunktur

Hohe Inflation dämpft US-Verbraucherlaune

Die hohe Inflation entfaltet in der US-Wirtschaft breite Wirkung. Verbraucher geben weniger aus, worunter der Einzelhandel leidet. Auch stehen Konsumenten den weiteren Aussichten ausgesprochen pessimistisch gegenüber.

Hohe Inflation dämpft US-Verbraucherlaune

det Washington

Steigende Preise haben die Konsumlaune der US-Verbraucher getrübt und könnten nach Ansicht von Ökonomen in den kommenden Monaten den Konjunkturaufschwung bremsen. Als Folge der hohen Inflation enttäuschte nämlich im vergangenen Dezember nicht nur das Weihnachtsgeschäft. Auch hat zum Beginn des neuen Jahres die Stimmung unter Konsumenten weiter gelitten. Eine Mehrheit von ihnen sieht mittlerweile die hohe Inflation als das größte Problem an, vor dem die Nation steht.

Einfuhrpreise geben nach

Zwar gaben die Einfuhrpreise nach Angaben des Arbeitsministeriums im Dezember um 0,2% nach. Erwartet hatten Experten einen Anstieg um 0,3%. Getrieben von Energie, industriellen Lieferungen und Lebensmitteln verteuerten sich Importe aber im Vorjahresvergleich um 10,4%. Treibstoff war um 62,7% teurer als im Dezember 2020, die stärkste Zuwachsrate seit 22 Jahren. Industrielle Lieferungen verteuerten sich um 36,2% und Lebensmittel um 13,7%. Die Ausfuhrpreise kletterten auf Jahressicht um 14,7%. Zuvor hatte das Ministerium auch einen kräftigen Anstieg bei den Verbraucher- und Erzeugerpreisen gemeldet.

Während der Festtage, von denen sich der US-Einzelhandel einen kräftigen Umsatzsprung erhofft hatte, schlug sich die hohe Inflation auch in der Kauflaune der Konsumenten nieder. Wie das Census Bureau des Handelsministeriums berichtete, schraubten Verbraucher im Dezember ihre Ausgaben um 1,9% zurück. Im Vorjahresvergleich legten die Verkaufszahlen um 16,9% zu. Die mit Abstand stärksten Steigerungen wurden bei Tankstellen, im Gastgewerbe und bei Bekleidungsgeschäften gemessen.

Ungeachtet der hohen Jahresrate bewerten Konsumenten die Zukunftsaussichten mit wachsendem Pessimismus. Der Index der Verbraucherstimmung der University of Michigan gab nämlich während der ersten Januarwochen um 2,5% nach und fiel auf 68,8 Punkte. Wie Chefökonom Richard Curtin feststellte, „sehen drei Viertel der Amerikaner Inflation als unser größtes Problem an“. Auch sei das Vertrauen in politische Maßnahmen, um die hohen Preise in den Griff zu bekommen, auf den tiefsten Stand seit 2014 gesunken. Zudem rechne fast die Hälfte der Konsumenten damit, dass wegen der steigenden Preise im kommenden Jahr ihre Realeinkommen sinken werden, sagte Curtin.

Die Inflation, gepaart mit dem Anstieg der Neuinfektionen mit dem Coronavirus, könnte auch nach Ansicht von Lynn Franco, Ökonomin beim Forschungsinstitut Conference Board, im weiteren Jahresverlauf das Wachstum bremsen. Verbraucher, deren Ausgaben fast 70% des Bruttoinlandsprodukts (BIP) in den USA ausmachen, „werden in den kommenden Monaten mit starkem Gegenwind fertig werden müssen“, ist die Expertin überzeugt.

Industrie enttäuscht

Enttäuschend war im Dezember auch der Rückgang der Industrieproduktion, die nach Angaben der US-Notenbank um 0,1% nachgab. Vorausgesagt hatten Experten hingegen ein Plus von 0,3%. Im November war die Fertigung um 0,7% und im Oktober um 1,2% gestiegen. Im verarbeitenden Gewerbe und bei Ver­sorgungsunternehmen schrumpfte die Produktion. Lediglich im Bergbau wurde ein Anstieg ermittelt.

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