US-Verbraucherpreisindex

Inflationäre Wirkung der US-Zölle geringer als erwartet

Die US-Strafzölle haben nur zu moderaten Preissteigerungen geführt. Damit nimmt die Wahrscheinlichkeit einer Zinssenkung im September zu.

Inflationäre Wirkung der US-Zölle geringer als erwartet

US-Zölle wirken kaum inflationär

Zinssenkung im September sehr wahrscheinlich – Sorgen bereitet nur die Kernrate

Die inflationäre Wirkung der US-Strafzölle ist hinter den Erwartungen zurückgeblieben. Zwar steigt damit die Wahrscheinlichkeit einer baldigen Zinssenkung. Die höhere Kerninflation könnte aber signalisieren, dass Firmen beginnen, die Kosten der Abgaben, die sie bisher weggesteckt haben, an Kunden weiterzugeben.

det Washington

Die Einfuhrzölle von US-Präsident Donald Trump haben weniger stark auf die Inflation durchgeschlagen als die meisten Ökonomen prognostiziert hatten. Wie das Bureau of Labor Statistics (BLS) des Arbeitsministeriums berichtete, verteuerten sich Konsumgüter im Juli zum Vormonat saisonbereinigt um 0,2% und auf Jahressicht um 2,7%.

Im Juni hatte der Verbraucherpreisindex (CPI) um 0,3% zugelegt. Bei der Jahresrate hatte das BLS ebenfalls einen Anstieg um 2,7% festgestellt. Sofern es in den kommenden Wochen bei weiteren Daten zu keinen Ausreißern und großen Überraschungen kommt, dürfte damit so gut wie sichergestellt sein, dass die Notenbank im September den Leitzins senken wird.

Die Kernrate des CPI, die volatile Energie- und Lebensmittelpreise ausklammert, kletterte auf Monatssicht wie auch im Juni um 0,3%. Im Vorjahresvergleich stiegen die Preise um 3,1%. Im Vormonat hatte die Kernrate um 2,9% zugelegt. Getrieben wurden die Preise abermals von Wohnkosten, die gegenüber Juni ein Plus von 0,2% verzeichneten. Der Unterindikator für Lebensmittel blieb unverändert. Der Rückgang bei Energieprodukten, die sich um 1,1% verbilligten, drückte die Gesamtrate auf einen niedrigeren Stand.

Zölle mit begrenzter Wirkung

Zwar verteuerten sich einige Produkte, die Trump mit Zöllen überzogen hat. Dazu zählen Möbel, Bekleidung, Schuhe und Spielwaren, fotografische Ausrüstung und in geringem Umfang auch alkoholische Getränke. Selbst die Preise für Neuwagen blieben ungeachtet der Zölle unverändert. Computer waren sogar billiger als im Vormonat.

„Die Zölle machen sich in dem CPI zwar bemerkbar“, sagte Jared Bernstein, der unter dem früheren Präsidenten Joe Biden Vorsitzender des Council of Economic Advisers (CEA) war. „Sie stechen aber nicht ins Auge“ und fallen weniger ins Gewicht als allgemein angenommen, so der Nationalökonom. Andere Experten sind in ihrer Bewertung des CPI-Berichts vorsichtiger. Dass die Gesamtrate ein wenig hinter den Erwartungen zurückblieb werde die Schlagzeilen beherrschen, sagt Matthew Ryan, Head of Market Strategy bei dem Finanzdienstleister Ebury.

Kosten werden abgewälzt

Obwohl diese Entwicklung positiv ist, weist Ryan darauf hin, dass Komponenten der Kernrate wieder eine steigende Tendenz aufweisen. „Die Kernrate ist die höchste seit Februar“, stellt der Experte fest. „Dies könnte bedeuten, dass US-Firmen nun beginnen, die Kosten der Zölle über höhere Preise an Konsumenten weiterzugeben.“ Bisher hätten die meisten Unternehmen den Kostenanstieg selbst absorbiert.

Zwar gilt nach jetzigem Stand als sehr wahrscheinlich, dass die Fed im September ihre Zinspause beenden wird. Das FedWatch Tool der CME Group unterstellte nach der Veröffentlichung des CPI-Berichts mit einer Wahrscheinlichkeit von über 94%, dass der Offenmarktausschuss (FOMC) den Zielkorridor für den Tagesgeldsatz um 25 Basispunkte auf 4,0 bis 4,25% heruntersetzen wird.

PCE-Deflator mit steigender Tendenz

Beachtung werden die Märkte vor der nächsten FOMC-Sitzung aber auch noch dem PCE-Preisindex schenken Der PCE-Deflator ist das bevorzugte Inflationsmaß der Fed. Dieser weist seit April wieder eine steigende Tendenz auf. Der PCE-Index war zu Jahresbeginn dem Inflationsziel von 2% bereits sehr nahe gekommen. Im Juni kletterten die Preise auf Jahressicht aber wieder auf 2,6%. Ohne die schwankungsanfälligen Energie- und Lebensmittelpreise stellte das Handelsministerium ein Plus von 2,8% fest.

Märkte werden aber nicht nur auf die Preisentwicklung achten. Auch werden sie ihr Augenmerk auf die Debatte um die Nachfolge von Notenbankchef Jerome Powell lenken. Denn Fed-Vorstandsmitglied Christopher Waller zählt mittlerweile zu den Topfavoriten für den Chefsessel. Waller hatte sich bei der letzten FOMC-Sitzung gegen den Mehrheitsbeschluss gestemmt und für eine Zinssenkung plädiert. Experten glauben, dass Wallers taubenhafte Position zu Kursverlusten beim Dollar führen könnte, wenn er die Nachfolge von Powell antreten sollte.