Weltwirtschaftsausblick

IWF traut Deutschland bis 2025 deutlich weniger Wachstum zu

Der IWF stutzt die Wachstumsprognose für Deutschland für 2024 und 2025 deutlich. Wesentlich mehr Wirtschaftswachstum dürfte es in den USA und China geben. Doch auch hier warnt der IWF vor größeren Risiken.

IWF traut Deutschland bis 2025 deutlich weniger Wachstum zu

IWF senkt Prognose für Deutschland

Weniger Wirtschaftswachstum in 2024 und 2025 – China im Abschwung – Zinssenkungen der Fed in diesem Jahr erwartet

mpi Frankfurt

Der Internationale Währungsfonds (IWF) stutzt die Wachstumsprognose für Deutschland für 2024 und 2025 deutlich. Wesentlich mehr Wirtschaftswachstum dürfte es in den USA und in China geben. Doch auch hier warnt der IWF vor größeren Risiken, die Folgen für die Weltwirtschaft haben könnten.

Der Internationale Währungsfonds (IWF) blickt deutlich pessimistischer auf die wirtschaftliche Entwicklung in Deutschland als noch zu Beginn des Jahres. In ihrem am Dienstag veröffentlichten Weltwirtschaftsbericht (WEO) senkte die Organisation ihre Prognose für das Wirtschaftswachstum in Deutschland für 2024 und 2025 um jeweils 0,3 Prozentpunkte im Vergleich zu einer Vorhersage im Januar.

Im Vergleich zum WEO aus dem vergangenen Jahr fällt die Reduktion mit jeweils 0,7 Prozentpunkten noch drastischer aus. Damit erwartet der IWF, dass das Bruttoinlandsprodukt (BIP) in Deutschland im laufenden Jahr nur um 0,2% zulegen kann. Für 2025 sind es immerhin 1,3%. Trotz der erwarteten Zuwächse beim Reallohn dürfte sich der Konsum in Deutschland laut IWF schwächer entwickeln als zuletzt vorhergesagt.

Stabiles, aber niedriges Weltwirtschaftswachstum

Mit einem BIP-Wachstum von 0,8% 2024 und 1,5% 2025 bleibt der Ausblick auf die Eurozone trotz der deutschen Schwäche relativ konstant. Dies liegt unter anderem an Aufwärtsrevisionen für das Wirtschaftswachstum in Belgien und Portugal. Unter den großen Volkswirtschaften des Euroraums sticht zudem Spanien hervor. Dem iberischen Land traut der IWF ein Wachstum von 1,9% im laufenden und 2,1% im kommenden Jahr zu.

Die Prognose für das Weltwirtschaftswachstum 2024 hebt der IWF im Vergleich zum Januar um 0,1 Prozentpunkte auf 3,2% an, während die Vorhersage für 2025 bei 3,2% bleibt. Damit rechnet der Währungsfonds mit einem im historischen Vergleich schwachen Wachstum. Schuld daran seien zu starre Arbeitsmärkte, ein teilweise schlechtes Finanzierungsumfeld für produktive Firmen und geopolitische Spannungen.

Fragmentierung bremst Handel

Seit Beginn des Krieges in der Ukraine habe sich eine politische Blockbildung im Welthandel manifestiert. Der Handel innerhalb des prorussischen und des proukrainischen Blocks laufe weit besser als zwischen diesen Blöcken. Laut Berechnungen des IWF ist das Wachstum des Handelsvolumens zwischen den beiden Gruppen seit Kriegsbeginn um fast 5 Prozentpunkte geschrumpft. Innerhalb der Allianzen hat es nur einen Rückgang um knapp 2,5 Prozentpunkte gegeben. Bei strategisch wichtigen Waren sei die Differenz noch größer.

Wachstumstreiber der Weltwirtschaft sind in den kommenden Jahren die Schwellen- und Entwicklungsländer. Dabei kann China wohl weniger dazu beitragen als noch in der Vergangenheit. Nachdem das chinesische BIP 2023 noch um 5,2% geklettert ist, liegt die Prognose des IWF bei 4,6% für 2024 und nur noch 4,1% für 2025.

Sinkendes Vertrauen in China

Ursache für die geringere Wachstumsrate dürfte zum einen sein, dass China gerade im Transformationsprozess von Schwellen- zu Industrieland ist. Zum anderen attestiert der IWF dem Land aber auch Probleme. „In Ermangelung eines umfassenden Sanierungspakets für den angeschlagenen Immobiliensektor in China könnte es zu einem Rückgang der Immobilieninvestition kommen.“ In der Folge drohen das Vertrauen der Bevölkerung in die Wirtschaft sowie die Haushaltsausgaben zu sinken, was Effekte auf das globale Wirtschaftswachstum hätte.

Für die USA stellt der IWF ein „außerordentliches Wachstum“ fest, „aber es spiegelt eine starke Nachfrage wider, einschließlich einer haushaltspolitischen Haltung, die nicht im Einklang mit der langfristigen Tragfähigkeit der öffentlichen Finanzen steht“. Neben den negativen Folgen für die Finanzstabilität könnte dies auch zu einem höheren Inflationsdruck in den USA führen.

IWF erwartet Fed-Zinssenkungen 2024

Die hohe Teuerung im März hatte zuletzt dazu geführt, dass Ökonomen den Beginn der US-Zinswende in den kommenden Monaten infrage gestellt haben. Der IWF erwartet jedoch weiterhin, dass der Leitzins in den USA bis zum vierten Quartal 2024 sinkt – und zwar von 5,4 auf 4,6%. Für die Eurozone preist er für diesen Zeitraum Zinssenkungen um 70 und für Großbritannien um 50 Basispunkte ein.

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