Krieg im Nahen Osten erhöht Inflation im Euroraum
Krieg im Iran erhöht Inflation
Teuerung im Euroraum steigt auf 2,0 Prozent – Kernrate jedoch stabil
mpi Sintra
Die Inflation im Euroraum steigt in Folge des Nahostkonfliktes leicht an. Stark steigende Dienstleistungspreise könnten die EZB zudem vor einer Zinssenkung Ende des Monats zurückschrecken lassen. Auch Äußerungen von Ratsmitgliedern beim EZB-Forum in Sintra deuten auf eine Zinspause hin.
Der Krieg im Nahen Osten macht sich in den Inflationszahlen der Eurozone bemerkbar. Die Teuerung im Euroraum steigt nach vorläufigen Daten von Eurostat im Juni von 1,9 auf 2,0%. Ein Grund für den Anstieg ist die Energiepreisentwicklung. Durch den israelisch-iranischen Krieg ist der Ölpreis im Durchschnitt um über 10% gestiegen. „Auch wenn die Notierungen mit der Beruhigung der Lage inzwischen wieder ein gutes Stück gesunken sind, führt es doch vor Augen, dass mit der Vielzahl geopolitischer Spannung gerade von den Rohstoffmärkten Aufwärtsrisiken für die Inflation verbunden sind“, sagte Stephanie Schoenwald, Konjunkturexpertin bei KfW Research.
Die Kernrate der Inflation, welche die schwankungsanfälligen Energie- und Lebensmittelpreise ausklammert, ist im Juni stabil bei 2,3% geblieben. Sie gilt Notenbankern als Indikator für den Inflationstrend. „Die EZB wird die Inflationsrate mit gewissem Wohlwollen aufnehmen, entspricht es doch den Erwartungen“, sagte Thomas Gitzel, Chefvolkswirt der VP Bank. Er verweist jedoch darauf, dass die Dienstleistungspreise weiterhin ein „Sorgenkind“ für die EZB seien. Hier liegt die Inflation bei 3,3%. Das sind 0,1 Prozentpunkte mehr als noch im Mai.
Gitzel erwartet deshalb nicht, dass die EZB in diesem Monat ein achtes Mal in Folge die Zinsen senken wird. Darauf deuten auch Aussagen von EZB-Ratsmitgliedern beim Forum der Notenbank in Sintra hin. So mahnten etwa Bundesbankpräsident Joachim Nagel und sein litauischer Amtskollege Gediminas Simkus zur Vorsicht bei weiteren Lockerungen. Nagel verwies auf die Bedeutung der EZB-Projektionen zu Inflation und Wirtschaftswachstum. Neue Einschätzungen dazu stehen erst im September an.
Inflationserwartungen sinken
EZB-Vizepräsident Luis de Guindos gab in Sintra einen Kommentar zum Wechselkurs Euro-Dollar ab. Dies geschieht selten, da die Notenbank kein Wechselkursziel hat, wie der Spanier auch nochmal betonte. Ein Kurs von 1,20 pro Dollar sei unproblematisch, sagte de Guindos „Bloomberg TV“. „Alles, was darüber hinausgeht, wäre viel komplizierter.“ Derzeit notiert der Euro bei etwa 1,18 Dollar. Das Tempo der Aufwertung gegenüber dem Dollar sei zudem laut de Guindos eher etwas, was ihn besorge als die Höhe des derzeitigen Kurses.
Auf mehr Wohlwollen bei der EZB dürfte die Entwicklung der Inflationserwartungen der Verbraucher stoßen. Wie aus dem am Dienstag von der Notenbank veröffentlichten consumer expectations survey (CES) hervorgeht, erwarten die befragten Haushalte der Eurozone im Median für die kommenden zwölf Monate einen Anstieg der Verbraucherpreise um 2,8%. Bei der Umfrage einen Monat zuvor waren es noch 3,1% gewesen.
Auch mit Blick auf die kommenden drei Jahre erwarten die Verbraucher geringere Preisanstiege als zuvor. Die Inflationserwartungen für diesen Zeitraum sanken um 0,1 Prozentpunkte auf 2,4%. Auf Sicht von fünf Jahren bleiben die Erwartungen stabil bei 2,1%.