DIE EZB IM BRENNPUNKT

Notenbanken arbeiten an digitalem Zentralbankgeld

BIZ-Umfrage belegt wachsendes Interesse am Thema - Baldige Einführung erwarten nur wenige

Notenbanken arbeiten an digitalem Zentralbankgeld

ms Frankfurt – Die Debatte über digitales Zentralbankgeld hat in der Europäischen Zentralbank (EZB) zuletzt gehörig Fahrt aufgenommen. Jüngster Beleg: Die EZB gründete zusammen mit den Notenbanken aus Japan, Großbritannien, Kanada, der Schweiz und Schweden sowie der Zentralbank der Zentralbanken BIZ eine Arbeitsgruppe zum Thema. Ziel sei es, “Erfahrungen aus der Bewertung der Möglichkeiten für digitales Zentralbankgeld in den jeweiligen Jurisdiktionen auszutauschen”, so die EZB. Die baldige Einführung eines digitalen Euro ist aber trotzdem nicht zu erwarten (vgl. BZ vom 22. Januar).Mit dieser Position – Beschäftigung mit dem Thema ja, baldige Realisierung nein – befindet sich die EZB international in bester Gesellschaft, wie eine gestern veröffentlichte Umfrage der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) zeigt. Demnach hat sich der Anteil der Notenbanken weiter erhöht, die sich mit den Implikationen digitalen Zentralbankgelds beschäftigen. Zugleich erwartet aber nur eine Minderheit von ihnen kurz- oder mittelfristig eine Einführung.Bei der Umfrage von Ende 2019 gaben gut 80 % der 66 teilnehmenden Notenbanken an, aktuell oder aber bald an dem Thema zu arbeiten. Bei der vorangegangenen Umfrage aus dem Jahr 2018 hatte dieser Anteil bei rund 70 % gelegen. Rund 40 % sind demnach von der konzeptionellen Forschung zu Experimenten oder Machbarkeitsstudien (“Proofs-of-Concept”) übergegangen und weitere 10 % haben Pilotprojekte entwickelt. Die Notenbanken beschäftigen sich dabei sowohl mit digitalem Zentralbankgeld für jedermann (“General Purpose”) als auch mit einer “Wholesale”-Variante für begrenzte Nutzerkreise. Die Motive der einzelnen Notenbanken unterscheiden sich laut Umfrage. Einige haben vor allem die Effizienz des Zahlungsverkehrs im Blick, andere die abnehmende Bargeldnutzung.Trotz der zunehmenden Beschäftigung mit dem Thema erwartet laut Umfrage aber weiter nur eine Minderheit der Notenbanken die Einführung digitalen Zentralbankgelds auf kurze Sicht (ein bis drei Jahre) oder mittlere Sicht (ein bis sechs Jahre) – sowohl bei der allgemeinen wie bei der begrenzten Nutzung (siehe Grafik). Die Wahrscheinlichkeit habe zugenommen, sei aber immer noch niedrig, schreibt die BIZ.Laut Umfrage halten es nun rund 10 % der Notenbanken für wahrscheinlich, dass sie kurzfristig ein digitales Zentralbankgeld für die allgemeine Nutzung ausgeben werden. Das bedeutet eine Verdopplung gegenüber der 2018er-Umfrage. Etwa 20 % der Notenbanken erwarten das auf mittlere Sicht. Für die “Wholesale”-Nutzung liegt die Wahrscheinlichkeit niedriger und sie hat teilweise sogar abgenommen. Die BIZ führt das auch darauf zurück, dass sich gezeigt habe, welche großen Herausforderungen mit der sogenannten Distributed-Ledger-Technologie (DLT) verbunden sind.Generell zeigt sich bei dem Thema eine starke Zweiteilung: Vor allem Notenbanken aus Schwellenländern marschieren bei dem Thema vorne weg, während jene aus den Industrieländern zurückhaltender sind. Von jenen 10 %, die kurzfristig die Ausgabe digitalen Zentralbankgelds für alle erwarten, stammen laut BIZ zum Beispiel alle aus Schwellenländern. Nicht zuletzt die chinesische Zentralbank, die People’s Bank of China, gilt als ein großer Vorreiter bei dem Thema – und ist damit sehr viel weiter als auch die EZB.