Rahmenwerk der Fed

Powell erwartet schwankungsanfällige Inflation

US-Notenbankchef Jerome Powell erwartet künftig mehr Angebotsschocks und eine schwankungsanfällige Inflation. Die Fed will ihr geldpolitisches Rahmenwerk entsprechend anpassen.

Powell erwartet schwankungsanfällige Inflation

Powell rechnet mit volatiler Inflation

Höhere Realzinsen und Angebotsschocks könnten Teuerung befeuern

det Washington

US-Notenbankchef Jerome Powell rechnet damit, dass der Anstieg der Realzinsen und künftige Angebotsschocks höhere und potenziell hartnäckigere Inflation zur Folge haben könnten. Dies würde „die Wirtschaft und die  Notenbanken vor schwierige Herausforderungen stellen“.

Revidiertes Rahmenwerk

Bei seiner Eröffnungsrede anlässlich der nach dem deutschen Nationalökonomen Thomas Laubach benannten Forschungskonferenz kündigte Powell eine Revision des geldpolitischen Rahmenwerks der Fed an. Die letzte Aktualisierung vor 5 Jahren hatte zu einer Flexibilisierung des Inflationsziels von 2% geführt. Dies bedeutet, dass die Währungshüter nach den inflationären Folgen der Corona-Pandemie längere Zeit eine Rate von über 2% dulden würden, ehe sie die Zügel straffer ziehen. 

Die Aktualisierung des Rahmenwerks werde sich nun damit befassen, wie die Notenbank künftig auf die Kombination aus Schwäche am Jobmarkt und Inflation reagieren würde, die oberhalb der Zielgröße liegt. Besondere Aufmerksamkeit will die Fed in diesem Zusammenhang dem Umgang mit dem „durchschnittlichen Inflationsziel“ schenken. Dies war das Ergebnis des revidierten Rahmenwerks im Jahr 2020. Die Zielgröße von 2% hatte die Fed acht Jahre zuvor eingeführt.

Transparente Kommunikation

Wichtig sei vor dem Hintergrund der zu erwartenden Angebotsschocks insbesondere eine klare und transparente Kommunikation der geldpolitischen Pläne, betonte der oberste Währungshüter. In seinen einleitenden Bemerkungen erwähnte Powell zwar nicht die von US-Präsident Donald Trump verhängten Einfuhrzölle. In jüngster Zeit hat er aber davor gewarnt, dass die Zölle das Stellenwachstum bremsen und gleichzeitig die Preise höher treiben würden. Wann und in welchem Umfang diese Folgen zu Buche schlagen würden, sei aber ungewiss. Die Fed will ihr aktualisiertes Rahmenwerk in den kommenden Monaten veröffentlichen, sagte Powell. 

Unterdessen braucht sich die Fed zumindest kurzfristig keine Sorgen über höhere Inflation zu machen. Wie das Bureau of Labor Statistics (BLS) des Arbeitsministeriums berichtete, gaben die Erzeugerpreise im April gegenüber dem Vormonat um 0,5% nach. Entscheidend hierfür war die Verbilligung, die das BLS bei Dienstleistungen feststellte. Die Preise für Dienstleistungen sanken um 0,7% während das Preisniveau bei Waren unverändert blieb. 

Preisstabilität dauert an

Die Jahresrate des Erzeugerpreisindex (PPI) fiel von 3,4% auf 2,4%. Die Kernrate, die volatile Energie- und Lebensmittelpreise sowie Handelsleistungen ausklammert, gab im Vormonatsvergleich um 0,1% nach. Es handelt sich dabei um den ersten Rückgang seit genau 5 Jahren. Auf Jahressicht rutschte die Kernrate von 3,5% auf 2,9%. Ökonomen begrüßten die Zahlen. Diese folgten auf den ebenfalls geringen Anstieg der Verbraucherpreise.Der Verbraucherpreisindex (CPI) hatte im April auf Jahressicht um 2,3% zugelegt. Das ist die niedrigste Rate, die das BLS seit Februar 2021 ermittelte.

Einzelhandel spürt Zölle

„Die Inflationszahlen sind gute Nachrichten“, sagte Robert Frick, Ökonom bei der Kreditgenossenschaft Navy Federal Credit Union. „Waren, die nicht mit Zöllen überzogen wurden, befinden sich noch in der Pipeline“, sagte Frick. Er rechnet dennoch damit, dass Trumps Zölle demnächst einen Inflationsschock auslösen werden. 

Im Einzelhandel hingegen scheinen sich die Zölle bereit niederzuschlagen. Laut Handelsministerium stiegen dort die Umsätze im April auf Monatssicht um saisonbereinigte 0,1%. Erwartet hatten Ökonomen einen unveränderten Wert. Im März waren die Einzelhandelsumsätze im Vorgriff auf die Abgaben um 1,7% hochgeschossen. Auf Jahressicht konnte die Branche ihre Verkaufszahlen um 5,2% steigern.

Industrie stagniert

Unverändert blieb im April die US-Industrieproduktion. Nach Angaben der Notenbank rutschte die Fertigung im verarbeitenden Gewerbe gegenüber dem Vormonat um 0,4% ab. Bei Konsumgütern sank der Output um 0,6%. Bei langlebigen Gütern stellte die Fed ein Minus von 0,2% fest. Verantwortlich dafür waren in erster Linie Autos und Autoteile. Dort gab die Produktion um 1,9% nach. Ausgeglichen wurde die Schwäche im verarbeitenden Gewerbe durch Versorgungsunternehmen. Bei diesen ermittelte die Notenbank einen Produktionsanstieg um 3,3%.

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