US-Geldpolitik

Powell hält trotz hoher Inflation am Kurs fest

US-Notenbankchef Jerome Powell räumt ein, dass die steigende Inflation noch einige Zeit andauern wird. Ein Ende der ultralockeren Geldpolitik setzt allerdings weitere Fortschritte am Arbeitsmarkt voraus, sagte Powell vor dem Kongress.

Powell hält trotz hoher Inflation am Kurs fest

det Washington

US-Notenbankchef Jerome Powell bekräftigte bei der halbjährlichen Anhörung vor dem Finanzausschuss des Repräsentantenhauses, dass der aktuelle Preisdruck zwar noch einige Monate anhalte, aber vorübergehend sei. Solange der Arbeitsmarkt nicht weiter an Schwung gewonnen habe, werde die Geldpolitik nicht gestrafft werden. Zwar sei die Teuerungsrate zuletzt „erkennbar gestiegen“, räumte Powell ein, doch liege das Ziel der Vollbeschäftigung noch in weiter Ferne.

Positiv hob Powell hervor, dass die in der ersten Jahreshälfte beschleunigte Impfaktion gegen das Coronavirus die Öffnung der Wirtschaft vorangetrieben habe. Folglich werde das Bruttoinlandsprodukt (BIP) dieses Jahr laut Fed um 7,0% zulegen. Dies sei die höchste Wachstumsrate seit Jahrzehnten, wie Powell betonte. Der Notenbankchef unterstrich die stark verbesserte Kauflaune der Verbraucher, deren Konsumausgaben maßgeblich zu dem Aufschwung beitragen. Gestützt werde der Privatkonsum von den staatlichen Konjunkturpaketen sowie der lockeren Geldpolitik, welche die Fed seit dem Ausbruch der Pandemie verfolgt, hieß es.

Robustes Stellenwachstum

Powell sagte, dass sich die Lage am Arbeitsmarkt verbessert habe. Er sprach von „robustem Stellenwachstum“ und stellte fest, dass die offenen Stellen ein Rekordniveau erreicht haben. Gleichwohl sei die Arbeitslosenquote, die im Juni bei 5,9% lag, nach wie vor zu hoch. Bedenklich sei auch die Tatsache, dass die Partizipationsrate während der vergangenen Monate fast unverändert geblieben ist. Offenkundiges Ziel der Fed ist es, die Erwerbslosenquote wieder auf das Vorkrisenniveau von 3,5% zu drücken.

Für die höhere Inflation machte der Fed-Vorsitzende Angebotsengpässe verantwortlich, vor allem in der Autoindustrie, wo Hersteller wegen der globalen Halbleiterknappheit ihre Produktion zurückfahren mussten. Auch andere Industriezweige und Dienstleister hätten aber derzeit noch Probleme, der deutlich gestiegenen Nachfrage gerecht zu werden. Folglich rechne er damit, dass „die Inflation in den kommenden Monaten auf höherem Niveau verharren“, aber zurückgehen werde, sobald die Engpässe überwunden seien.

Indes wächst angesichts der steigenden Inflation der Druck auf Powell und den Offenmarktausschuss (FOMC) der Fed, die geldpolitischen Zügel wieder straffer zu ziehen. So meldete das Arbeitsministerium am Mittwoch einen kräftigen Anstieg der Erzeugerpreise, die im Juni im Vorjahresvergleich um 7,3% und an der Kernrate gemessen um 5,5% zulegten. Dies sind jeweils die höchsten Werte seit Beginn der Erhebungen. Zuvor hatte das Ministerium auch einen Rekordanstieg bei den Verbraucherpreisen gemeldet.

Auf die steigenden Staatsschulden angesprochen hat der Notenbankvorsitzende mehrfach wiederholt, dass es gelte, diese mittelfristig anzupacken, die steigenden Defizite aber derzeit keine vorrangige Priorität hätten. Am Dienstag hatten sich Demokraten im Senat auf Eckpunkte eines Haushaltsentwurfs in Höhe von 3,5 Bill. Dollar geeinigt, der das Haushaltsdefizit weiter nach oben treiben würde. Der Etat zielt darauf ab, die staatliche Krankenversorgung und das soziale Sicherheitsnetz auszubauen und Programme zur Bekämpfung des Klimawandels zu finanzieren. Das Gesetz soll jenes knapp 1 Bill. Dollar schwere Infrastrukturpaket ergänzen, auf das sich Demokraten und Republikaner bereits verständigt hatten. Finanziert werden soll der Haushalt durch Steuererhöhungen für Unternehmen und Haushalte mit einem Jahreseinkommen über 400000 Dollar.