Rekordhoch bei Gründungen
Rekordhoch bei Gründungen
Global Entrepreneurship Monitor: Gendergap schrumpft – Männer schätzen KI bedeutender ein als Frauen
ba Frankfurt
Hierzulande wird so viel gegründet wie noch nie – sowohl von Frauen als auch von Männern. Der Gendergap schrumpft zudem, wie der Global Entrepreneurship Monitor (GEM) 2024/2025 für Deutschland zeigt. Weiterhin sind es aber vor allem junge Menschen und solche mit Migrationshintergrund, die den Sprung in die Selbständigkeit wagen. Künstlichen Intelligenz (KI) spielt bei beiden Geschlechtern eine große Rolle bei der Umsetzung ihres Geschäftsmodells und ihrer Unternehmensstrategie in den nächsten drei Jahren, wobei Männer die Relevanz höher einschätzen als Frauen.
Positiver Trend intakt
Die GEM-Gründungsquote kletterte auf 9,8%. Dies ist der höchste Stand seit Beginn der jährlichen Erhebung vom RKW Kompetenzzentrum und dem Thünen-Institut im Jahr 1999. Das vorherige Allzeithoch von 9,1% stammt aus dem Jahr 2022. „Damit wird der positive Trend der letzten Jahre fortgesetzt“, heißt es beim RKW mit Blick auf den Anstieg um 25% im Vergleich zum Durchschnitt der Jahre 2021, 2022 und 2023. Damit gehöre Deutschland nach Litauen, Italien und Kanada zu den vier Länder mit der am stärksten zunehmenden Gründungsquote. Im internationalen Vergleich der GEM-Länder mit hohem Einkommen, die auch sozio-ökonomisch mit Deutschland vergleichbar sind, liegt die Bundesrepublik derweil im Mittelfeld. Hier sind Kanada, die USA und UK ganz vorne. Die Schlusslichter sind Griechenland, Rumänien und Polen. Die GEM-Gründungsquote definiert sich als Anteil der 18- bis 64-Jährigen, die während der vergangenen 3,5 Jahre ein Unternehmen gegründet haben und/oder gerade dabei sind, ein Unternehmen zu gründen.
Finanzen stehen im Vordergrund
Gegründet wird vor allem, um finanziell erfolgreich sein: Großen Wohlstand oder ein sehr hohes Einkommen erhoffen sich 58,7% der Frauen und 69,3% der Männer. Die Sicherung des Lebensunterhalts mangels Arbeitsplätzen steht für 54% der Frauen und 52,2% der Männer im Vordergrund. Die Welt verändern wollen 45,9% der Frauen und 45,1% der Männer. Wie schon im Vorjahr spielt die Fortführung einer Familientradition eine geringere Rolle mit Anteilen von 29,9% bzw. 23,6%.
Große Lücke in Norwegen
Nachdem die Gründungsquote bei Frauen mit 2,6 Prozentpunkte auf 8,5% stärker zugelegt hat als die der Männer mit 1,7 Punkten auf 11%, verringert sich der Gendergap. Beide Quoten sind gleichfalls Rekordwerte. 2024 waren von 100 Gründungspersonen 43 weiblich und 57 männlich. Im Vergleich mit anderen einkommensstarken Ländern bedeutet dies Platz 5 von 12 und damit ein unterdurchschnittlicher Gendergap. Die höchste Geschlechterlücke weist Norwegen auf mit 31 Frauen und 69 Männer, die geringste Differenz verzeichnet der GEM für Österreich mit 48 Frauen und 52 Männern.
Das RKW empfiehlt daher die gezielte Förderung von Gründerinnen, wie beispielsweise durch das Programm „Exist-Women“ für wissenschaftsbasierte Gründungen. Denn Studentinnen scheinen besonders gründungsaffin – so ist der Akademikeranteil unter Gründerinnen mit 28,9% fast doppelt so hoch wie unter Gründern. Allerdings zeigen die GEM-Daten auch, dass Gründerinnen ihre eigenen Chancen und Fähigkeiten zurückhaltender einschätzen als Gründer.
Einwanderer gründen eher
Auch bei den Gründern mit Einwanderungsgeschichte – also Personen, die selbst oder deren beide Eltern seit 1950 nach Deutschland zugewandert sind – dominieren Männer mit einer Quote von 16,7%, bei Frauen waren es 9,6%. Insgesamt liegt die Quote bei 12,5% und damit 3,0 Prozentpunkte über derjenigen der Bevölkerung ohne Einwanderungsgeschichte. Bezogen auf das Lebensalter trug die Gruppe der 25- bis 34-Jährigen innerhalb der letzten fünf Jahre überproportional zur Erhöhung der GEM-Gründungsquote bei: Sie weist mit 16,5% die stärksten Gründungsaktivitäten auf, dicht gefolgt von den 18- bis 24-Jährigen mit 12,9%. Die geringsten Gründungsambitionen haben die 55- bis 64-Jährigen (4,3%).
Der KI weisen die Gründer bei der Umsetzung ihres Geschäftsmodells und ihrer Unternehmensstrategie in den nächsten drei Jahren eine höhere Bedeutung zu als etablierte Unternehmer. Zwischen den Geschlechtern zeigt der GEM signifikante Unterschiede. 27,2% der Unternehmer und 45,3% der tatsächlichen und angehenden Gründer sehen KI als „sehr wichtig“ an. Bei den Frauen waren es nur 20,2% bzw. 32,1%.