Schwaches Konsumklima hält Verbraucherpreise im Zaum
nh Schanghai
Im scharfen Kontrast zu den hochschnellenden Inflationsraten in westlichen Industrieländern geben Chinas Preisdaten kaum Anlass zu Besorgnis. Nach Angaben des Pekinger Statistikbüros vom Freitag sind die chinesischen Verbraucherpreise im Mai um 2,1% gegenüber Vorjahresmonat angestiegen. Damit verharrt Chinas Konsumentenpreisindex auf dem Niveau vom April und weist weiter einen klaren Abstand zu dem von der Regierung anvisierten und als Obergrenze zu verstehenden Inflationsziel von 3% auf.
Auch auf der Erzeugerpreisseite gibt es keine negativen Überraschungen. Vielmehr setzt sich die seit November laufende Einebnung des Erzeugerpreisauftriebs im Rahmen der Erwartungen fort. Für Mai stellt sich der Produzentenpreisindex auf 6,4% nach zuvor 8% im April. Im Oktober hatte die vor allem von einer Rohstoffverteuerung angeheizte chinesische Erzeugerpreishausse einen Spitzenwert von 13,5% erreicht. Damit dürften Basiseffekte dafür sorgen, dass der Produzentenpreisindex im weiteren Jahresverlauf weiter nach unten zeigen wird.
Furcht vor neuem Lockdown
China-Ökonomen gehen zwar davon aus, dass die Verbraucherpreise mit der Lockerung von Corona-Restriktionen in chinesischen Großstädten und einer sukzessiven Erholung des gegenwärtig stark gedrückten Konsumklimas wieder anziehen werden. Allerdings dürften sich Lebensmittel allein schon wegen des starken Einflusses einer zyklischen Baisse bei Schweinefleisch nicht signifikant verteuern. Abgesehen davon halten sich chinesische Verbraucher insbesondere bei größeren Haushaltsanschaffungen weiter zurück. Dabei dürfte auch die Furcht vor neuerlichen Lockdown-Maßnahmen, wie sie sich bereits wieder in Schanghai abzeichnen, eine Rolle spielen.