Geldpolitik

Schweizer SNB und die Bank of England heben Leitzinsen an

Die Schweizerische Nationalbank (SNB) hebt den Leitzins trotz Turbulenzen im Schweizer Bankensektor erneut an. Auch die Bank of England zieht am Mittag nach. Die Sorgen vor der Inflation wogen schwerer als Sorgen vor einer weiteren Verunsicherung des Bankensystems.

Schweizer SNB und die Bank of England heben Leitzinsen an

Die Schweizerische Nationalbank (SNB) erhöht wegen des erneut gestiegenen Inflationsdrucks und ungeachtet der jüngsten Turbulenzen im Bankensektor erneut die Zinsen. Zudem signalisierten die Währungshüter um SNB-Präsident Thomas Jordan am Donnerstag eine weitere geldpolitische Straffung. „Es ist nicht auszuschließen, dass zusätzliche Zinserhöhungen nötig sein werden, um die Preisstabilität in der mittleren Frist zu gewährleisten“, erklärte die Zentralbank. Um für angemessene monetäre Bedingungen zu sorgen, will die SNB bei Bedarf zudem weiterhin am Devisenmarkt eingreifen, wobei seit einigen Quartalen Fremdwährungsverkäufe im Vordergrund stehen.

Die SNB-Zinserhöhung war von Experten erwartet worden – trotz der am Wochenende von der Schweizer Regierung orchestrierten Rettungsaktion für die Credit Suisse. Von Reuters im Vorfeld der vierteljährlichen geldpolitischen Lagebeurteilung befragte Volkswirte hatten mehrheitlich eine Zinserhöhung um 0,5 Prozentpunkte prognostiziert.

„Selbstverständlich haben wir auch die Situation auf den internationalen Finanzmärkten, die Unsicherheit, die im Moment im Bankensystem ist, ebenfalls beurteilt“, sagte SNB-Präsident Thomas Jordan am Donnerstag. „Aber wir sind zum Schluss gekommen, dass eine Zinserhöhung hier keinen negativen Einfluss haben wird.“ Würde hingegen dem inflationären Druck nicht mit der nötigen Straffung der Geldpolitik begegnet, „werden wir später ein größeres Problem haben“, erklärte Jordan. Eine Zinspause sei kein Thema gewesen. „Man muss den Inflationsdruck jetzt bekämpfen.“

Aufgeschreckt von der Gefahr einer ausufernden Inflation hatte die SNB im vergangenen Jahr eine geldpolitische Kehrtwende vollzogen. Zudem setzten die Währungshüter auf die inflationsdämpfende Wirkung eines starken Frankens und veräußerten Fremdwährungen. Der Franken zog nach der SNB-Entscheidung an, der Dollar verlor gegenüber der Schweizer Währung 0,6% auf 0,9118 Franken. Zwar ist der Preisanstieg in der Schweiz im internationalen Vergleich noch immer moderat. Mit 3,4% im Februar liegt die Jahresteuerung aber immer noch deutlich über dem von der Notenbank angepeilten Zielbereich von 0 bis 2%.

SNB verteidigt Credit-Suisse-Rettung

Die SNB hat in diesem Zusammenhang auch ihre Maßnahmen zur Bekämpfung der Krise rund um die Credit Suisse verteidigt. „Mit ihren Maßnahmen haben Bund, Finma und Nationalbank der Krise um die Credit Suisse Einhalt geboten“, erklärte Notenbank-Präsident Thomas Jordan am Donnerstag anlässlich der Veröffentlichung des Zinsentscheides. Um Schaden von der Schweiz abzuwenden, hätten die Behörden am Sonntag weitreichende Maßnahmen zur Wahrung der Finanzstabilität getroffen. Die Notenbank habe zusätzliche umfangreiche Liquidität in Form von Darlehen zur Verfügung gestellt, um eine erfolgreiche Umsetzung der Credit-Suisse-Übernahme durch die UBS zu unterstützen. „Unsere Liquiditätsmaßnahmen sind Kredite, die besichert sind und verzinst werden, und keine Geschenke“, erklärte Jordan weiter.Die Rettungsaktion für die Credit Suisse hatte in der Schweizer Politik breite Kritik ausgelöst.

Bank of England hebt ebenfalls an

Auch die Bank von England hat den Leitzins im Kampf gegen die Inflation weiter in die Höhe getrieben. Er wurde am Donnerstag um einen Viertel-Punkt auf 4,25% angehoben. Die Währungshüter standen unter Zugzwang, da sich die Inflation mit einer Teuerungsrate von zuletzt 10,4% als überraschend hartnäckig erweist

US-Notenbank im Blick

Auch die US-Notenbank Fed straffte am Mittwoch ihre Geldpolitik trotz des jüngsten Bankenbebens weiter und nähert sich allmählich dem Zinsgipfel. Sie erhöhte den Schlüsselsatz um einen Viertel-Prozentpunkt und signalisierten zugleich, dass nicht mehr viel Luft nach oben bleibt. Auch die Europäische Zentralbank (EZB) hatte in der vergangenen Woche ihren Straffungskurs im Kampf gegen die hohe Inflation fortgesetzt und die Schlüsselsätze um einen halben Prozentpunkt angehoben.

Die SNB geht vorerst von einem erhöhten Teuerungsniveau aus. Sie rechnet im laufenden Jahr mit einer Inflation von 2,6%, nachdem sie im Dezember noch von 2,4% ausgegangen war. Preiserhöhungen finden inzwischen auf breiter Basis statt, erklärte die Notenbank. 2024 und 2025 wird dann jeweils 2,0% Jahresteuerung erwartet. Optimistischer werden die Wachstumsaussichten eingeschätzt: Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) dürfte dieses Jahr um rund ein Prozent steigen, nachdem zuletzt noch etwa 0,5% veranschlagt wurden.

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