Höchststand im Frühjahr trotz Rückgang im Juni

So viele Insolvenzen wie seit 20 Jahren nicht mehr

Im Frühjahr sind so viele Unternehmen in die Pleite gerutscht wie seit 20 Jahren nicht mehr. Selbst im Nachgang der globalen Finanzkrise 2009 waren es nicht so viele. Aber für Juni ist der IWH-Insolvenztrend rückläufig.

So viele Insolvenzen wie seit 20 Jahren nicht mehr

So viele Insolvenzen
wie seit 20 Jahren nicht mehr

Höchststand im Frühjahr – Aber Rückgang im Juni

ba Frankfurt

Im Juni sind zwar weniger Unternehmen in die Insolvenz gerutscht. Für das gesamte zweite Quartal ergibt sich allerdings der höchste Stand seit zwanzig Jahren. Der vorherige Pleiterekord stammt laut dem Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung Halle (IWH) aus dem ersten Quartal. So hohe Werte wurden nicht einmal im Nachgang der globalen Wirtschafts- und Finanzkrise 2009 erreicht. Zudem wurde im Frühjahr nicht nur in den meisten Bundesländern, sondern auch in wichtigen Branchen ein absoluter Höchststand verzeichnet – darunter in Industrie, Handel sowie dem Hotel- und Gastgewerbe. Dabei waren mit Abstand am meisten Jobs in der Industrie betroffen.

Nachholeffekte prägen das Bild

Ursächlich für die hohen Fallzahlen ist dabei nicht nur die derzeitige Konjunkturschwäche. Vielmehr sind wie schon seit Mitte 2022 Nachholeffekte ausschlaggebend: „Über viele Jahre hinweg haben extrem niedrige Zinsen Insolvenzen verhindert, und wäh­rend der Pandemie sind durch staatliche Stützungsmaßnahmen auch Unternehmen am Markt geblieben, die bereits zuvor schwach aufgestellt waren“, erklärt IWH-Experte Steffen Müller. Diese Hilfen seien nun entfallen, die Zinsen gestiegen. Die zunehmenden Insolvenzzahlen seien „schmerzhafte, aber notwendige Marktbereinigungen sowie Strukturanpas­sungen, die Raum für zukunftsfähige Unternehmen schaffen können“.

Für Juni weist der IWH-Insolvenztrend 1.420 Insolvenzen von Personen- und Kapitalgesellschaften aus – 4% weni­ger als im Vormonat, aber 23% mehr als im Vorjahr. Das Niveau eines durchschnittlichen Junis der Vor-Coronajahre 2016 bis 2019 wurde um 50% überschritten. Im gesamten zweiten Quartal wurden 4.524 Personen- und Kapitalgesellschaften insolvent. Das übersteigt den Rekordwert des ersten Quartals 2025 um 7% und ist die höchste Fallzahl seit dem dritten Quartal 2005. Im Vergleich zur Vor-Coronazeit, also dem zweiten Quartal 2020, ergibt sich ein Anstieg um 62%.

Ähnlich viele Jobs betroffen

Die Zahl der betroffenen Jobs in den größten 10% der insolventen Unternehmen lag im Juni mit 16.000 auf dem Niveau der Vormonate. Das Vor-Coronaniveau hingegen wurde um etwa 43% überschritten. Im Frühjahr fiel die Zahl der betroffenen Arbeitsplätze leicht auf etwa 45.000 – und blieb damit laut IWH auf dem hohen Niveau der vorangegangenen Quartale.

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