Stärkstes Plus seit 1981
ms Frankfurt
Der Preisdruck auf den den Verbraucherpreisen vorgelagerten Stufen nimmt in Deutschland immer mehr und zudem weiter unerwartet deutlich zu. So verzeichneten die Importpreise im Juli mit einem Plus von 15,0% den stärksten Anstieg seit 40 Jahren, wie das Statistische Bundesamt (Destatis) am Freitag mitteilte. Das untermauert Erwartungen, dass die Inflation weiter kräftig anziehen wird, und nährt Zweifel, dass es sich beim Inflationsanstieg um ein rein temporäres Phänomen handelt – wie von der Europäischen Zentralbank (EZB) postuliert.
Seit Jahresanfang hat die Teuerung vor allem in Deutschland deutlich und stärker als erwartet angezogen. Im Juli lag die Inflationsrate gemäß EU-Berechnung bei 3,1% und in nationaler Rechnung sogar bei 3,8%. Für den Jahresverlauf sind bis zu 5% denkbar. Das Thema hat längst auch schon die Politik erreicht. Die EZB stemmt sich gegen Inflationsängste und argumentiert, dass es ein vorübergehendes Phänomen sei. Der Preisdruck auf den vorgelagerten Stufen schürt aber Zweifel daran.
Das Plus von 15,0% bei den Importpreisen im Juli bedeutet nun den höchsten Anstieg im Vorjahresvergleich seit September 1981 – im Zuge der zweiten Ölpreiskrise. Ökonomen hatten im Mittel nur mit 13,6% gerechnet. Der starke Anstieg geht vor allem auf die Entwicklung bei Energie zurück. Im Juni hatte das Vorjahresplus bei 12,9% gelegen, im Mai bei 11,8%. Gegenüber dem Vormonat Juni stiegen die Importpreise im Juli um 2,2%.
Am Montag veröffentlicht Destatis eine erste Schätzung zur Inflationsrate im August, am Dienstag folgt Eurostat für den Euroraum. Für Deutschland prognostizieren Volkswirte in nationaler Rechnung eine unveränderte Rate von 3,8%. Für die Eurozone wird dagegen ein deutlicher Anstieg von zuletzt 2,2% auf 2,6% erwartet. Das dürfte die Debatte über den Inflationsausblick und den EZB-Kurs weiter anheizen. Der EZB-Rat tagt am 9. September und legt dann auch neue Projektionen vor.