US-Konjunktur

US-Jobmarkt zeigt sich überraschend resilient

Trotz Verunsicherung durch die Zollpolitik von US-Präsident Trump zeigt sich der Arbeitsmarkt weiter stark – scheint aber angeschlagen. Wetten auf eine anstehende Zinssenkung wurden zurückgenommen.

US-Jobmarkt zeigt sich überraschend resilient

Resilienz des Arbeitsmarkts überrascht

US-Arbeitslosenquote sinkt auf 4,1 Prozent – Federal Reserve in ihrer abwartenden Haltung bestätigt

Trotz Verunsicherung durch die Zollpolitik von US-Präsident Trump und dem einhergehenden Teuerungsdruck zeigt sich der Arbeitsmarkt weiter stark – ist aber angeschlagen. Ökonomen hatten zumindest mit einem kleinen Einbruch gerechnet. Wetten auf eine anstehende Zinssenkung wurden zurückgenommen.

lz Frankfurt

Der Stellenaufbau am US-Arbeitsmarkt hat im Juni die Erwartungen der Experten weit übertroffen. Im vorigen Monat kamen 147.000 neue Jobs außerhalb der Landwirtschaft hinzu, wie aus dem am Donnerstag veröffentlichten Bericht der Regierung hervorgeht. Von Reuters befragte Ökonomen hatten nur einen Zuwachs von 110.000 neuen Stellen erwartet, nach aufwärts revidiert 144.000 (ursprünglich 139.000) im Mai. Die getrennt ermittelte Arbeitslosenquote sank überraschend von 4,2% im Mai auf 4,1% im Juni. Experten wurden auch hier auf dem falschen Fuß erwischt, da sie mit einem Anstieg auf 4,3% gerechnet hatten.

Auch die Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe sind in der vergangenen Woche zurückgegangen. Die Zahl der Hilfsanträge sank um 4.000 auf 233.000, wie das Arbeitsministerium mitteilte. Volkswirte hatten 241.000 Anträge erwartet. Diese Zahl hatte Anfang Juni mit rund 250.000 den höchsten Wert seit Oktober erreicht. Experten hatten darin erste Signale für ein mögliches Ende der robusten Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt der größten Volkswirtschaft ausgemacht.

„Insgesamt geht der Arbeitsmarkt weiterhin nicht in die Knie trotz der Unsicherheit stiftenden Politik der US-Regierung“, sagte Ökonom Bastian Hepperle von der Hauck Aufhäuser Lampe Privatbank. Offensichtlich sei der politische Druck nicht so groß, dass bereits Jobs in größerem Umfang abgebaut würden. „Für die US-Notenbank Fed besteht aus ihrem Vollbeschäftigungsmandat heraus insofern derzeit kein akuter Handlungsbedarf“.

Problemfall Industrie

Ralf Umlauf von der Helaba hebt hervor, dass nach diesen Zahlen die Stellendynamik gegenüber dem revidierten Maiwert sogar eher gestiegen sei. Die Konsensschätzung sei auch hier deutlich übertroffen worden.

„Von Ermüdungszeichen ist nicht viel zu sehen“, resümiert Thomas Gitzel von der VP Bank. Interessanterweise sei es vor allem im öffentlichen Sektor zu einem kräftigen Jobaufwuchs gekommen. „Kaum ist Elon Musk nicht mehr Teil des Trump-Teams, wird in den Behörden wieder kräftig eingestellt.“ Offenbar sei Musk mit den Entlassungen weit über das Ziel hinausgeschossen und zwischenzeitlich gestrichene Stellen seien nun wiederbesetzt worden.

Allerdings signalisieren die Zahlen auch, dass das verarbeitende Gewerbe den zweiten Monat in Folge Stellen abbaut. Um die Industrie scheint es derzeit nicht besonders gut bestellt zu sein, also just jenem Sektor, den US-Präsident Donald Trump bevorzugt unterstützen will. Das, zusammen mit den neuen Stellen im öffentlichen Sektor, bringen Christoph Balz von der Commerzbank daher auch zu einer nicht so positiven Einschätzung wie bei seinen Kollegen. Er spricht von einer „gemischten Bilanz“. Fast alle neuen Jobs im Privatsektor entstünden im privaten Bildungs- und Gesundheitswesen sowie dem Freizeit- und Gastgewerbe, betont er.

Rückzug der Jobsucher

Auch die niedrigeren Arbeitslosenraten sind für ihn noch kein Beleg für einen neuen Aufschwung auf dem US-Arbeitsmarkt. Das liege auch daran, dass sich im Juni 130.000 Personen vom Arbeitsmarkt zurückgezogen hätten. „In der Summe“, so Balz, „sehen wir etliche Schwächezeichen am Arbeitsmarkt.“ Er sieht sich damit auch in seiner Prognose für die US-Wirtschaft im laufenden Jahr bestätigt. Sie werden zwar langsamer expandieren, aber eine Rezession könne wohl vermieden werden.

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