US-Zölle treffen deutsche Firmen
US-Zölle treffen deutsche Firmen „mit voller Wucht“
AHK-Umfrage: Unsicherheit wächst, Investitionen schrumpfen
ba Frankfurt
Die im Ausland tätigen deutschen Unternehmen zeigen sich in der Frühjahrsausgabe des AHK World Business Outlook (WBO) ernüchtert: Sie sehen sich in nahezu allen Weltregionen verschlechterten Rahmenbedingungen und wachsender Unsicherheit gegenüber. Insbesondere die handelspolitischen Umwälzungen durch die USA sorgen für Konjunkturpessimismus. Laut der Umfrage unter rund 4.600 deutschen Unternehmen in über 90 Ländern erwarten nur mehr 19% eine Verbesserung der lokalen Konjunktur – im Herbst waren es noch 27%. Mit einer Verschlechterung rechnen 33%.
Es wird weniger investiert
„Die neue Handelspolitik der USA trifft deutsche Unternehmen an ihren Auslandsstandorten mit voller Wucht“, warnt DIHK-Außenwirtschaftschef Volker Treier. Investoren würden − auch wegen der internationalen Reaktionen − das Vertrauen in verlässliche Rahmenbedingungen verlieren. „Die Folge: Investitionen werden aufgeschoben oder ganz gestrichen, tradierte Handelsbeziehungen neu bewertet." Weltweit befürchten 60% der zwischen dem 17. März und 14. April 2025 befragten Unternehmen negative Auswirkungen der US-Handelspolitik auf ihre Geschäfte vor Ort. In den USA sind es sogar 85%. „Der Plan, die eigene Wirtschaft durch Zölle zu schützen, dort sogar mehr Produktion aufzubauen, geht nicht auf", betonte Treier. Die protektionistische und unberechenbare Handelspolitik in den USA sorge für erhebliche Unsicherheit und bremse wirtschaftliche Aktivitäten. So planen nur noch 24 (zuvor: 37)% der Unternehmen, ihre Investitionen in den USA auszuweiten, wohingegen 29% ihre Budgets sogar kürzen wollen. Weltweit wollen 28% der Befragten mehr investieren, 21% weniger.
Politik erstmals wieder das Hauptproblem
An die Spitze der Risikofaktoren schieben sich erstmals seit Jahren wirtschaftspolitische Rahmenbedingungen (49%). In den USA sehen sogar 70% die Politik als das Hauptproblem. Als weitere Risikofaktoren gelten den Befragten die schwache Nachfrage (46%), der Fachkräftemangel (34%), steigende Arbeitskosten (33%) sowie neue Handelsbarrieren, wie etwa die Bevorzugung inländischer Anbieter. Auch hier zeigt sich in der Umfrage eine große Diskrepanz: Weltweit fühlen sich 26% der Betriebe von Bevorzugungen betroffen, in den USA sind es 71%.
Auf Sicht der kommenden fünf Jahre sind es vor allem Handelskonflikte und protektionistische Tendenzen (64%), die als zentrale Herausforderungen genannt werden. Im Einzelnen benennt der Bericht Zölle und Gegenzölle (77%), politische Einflussnahme auf Lieferketten (63%) sowie Wettbewerbsverzerrungen durch Subventionen und Industriepolitik (32%). Hinzu kämen strukturelle Herausforderungen wie Inflation und Geldpolitik (42%) sowie mit je 40% die zunehmende Fragmentierung sowie digitale Transformation und Künstliche Intelligenz.