IWF-JAHRESTAGUNG UND G20-TREFFEN

Währungsfonds sieht neue Risiken für globale Finanzstabilität

IWF: Finanzpolitik sollte jeweiligen Phasen der Erholung angepasst werden - Hilfen für Schwellenländer und Unternehmen gefordert

Währungsfonds sieht neue Risiken für globale Finanzstabilität

det Washington – Nach Ansicht des Internationalen Währungsfonds (IWF) haben die Risiken für die Stabilität des globalen Finanzsystems wieder zugenommen – und das, obwohl die Kombination aus ultralockerer Geldpolitik, billigen Krediten, Liquiditätsspritzen und besser kapitalisierten Banken geholfen habe, während der vom Coronavirus ausgelösten Rezession die Finanzstabilität sicherzustellen. Der IWF appelliert daher in seinem Bericht zur globalen Finanzstabilität (GFSR): Neben der Beibehaltung der unterstützenden Geldpolitik seien multilaterale Ansätze notwendig, um risikoanfälligen Schwellenländern zu helfen. Und nicht nur das: Stützungsmaßnahmen seien auch für Unternehmen notwendig, die mit wachsenden Schuldenbergen zu ringen hätten, schreibt der Währungsfonds.Da weder die Pandemie noch die daraus resultierende Wirtschaftskrise überwunden sind, sieht der IWF den Unternehmenssektor als besonders gefährdet an. Firmen hätten während der Rezession zusätzliche Schulden aufgenommen, um Liquiditätsengpässe zu überwinden. Sollte sich die Erholung schleppender als erwartet gestalten, dann seien Unternehmenspleiten unvermeidlich. Dem größten Risiko von Zahlungsunfähigkeit seien Klein- und Mittelbetriebe ausgesetzt, die keinen Zugang zu den Kapitalmärkten hätten, mahnt der Währungsfonds.Risiken bestehen demnach aber auch für Länder, die als Folge der Rezession und ihrer expansiven Fiskalpolitik mit deutlich höheren Staatsschulden konfrontiert sind. Gerade in den Schwellenländern habe gestiegener Finanzierungsbedarf, gepaart mit Sorgen um die ökonomischen Fundamentaldaten, dazu geführt, dass Anleger Interesse an deren Staatsanleihen verlieren. In mehr als einem Dutzend Schwellenländern sind daher die dortigen Notenbanken eingesprungen, indem sie Schuldpapiere aufkauften. Breite Staatsanleihekäufe (Quantitative Easing, QE) in Schwellenländern sind ein Novum dieser Krise.Der IWF hält aufgrund dieser Gefahren eine Flexibilisierung der Finanzmarktpolitik für nötig, die den jeweiligen Phasen der Erholung angepasst wird. Während der allmählichen Öffnung der Wirtschaft müssten Notenbanken an ihrer lockeren Geldpolitik festhalten und das Finanzsystem mit weiterer Liquidität versorgen, fordert der IWF. Gleichzeitig müssten sie aber den allmählichen Ausstieg vorbereiten. Auch sollten Banken ermuntert werden, ihre Kapitalpolster zu nutzen, um das Kreditvolumen auszuweiten.Sobald die Pandemie unter Kontrolle sei, sollten Liquiditätsspritzen gedrosselt werden und Kreditinstitute beginnen, ihre Kapitalpolster aufzubauen. Auch sei es notwendig, dass Firmen, denen Schuldenerleichterungen zuteil geworden sind, Schulden abtragen, sich rekapitalisieren, neu strukturieren und, falls notwendig, abgewickelt werden.Gerade in dieser Phase sei es wichtig, Schwellen- und Entwicklungsländern, die vor Finanzierungsengpässen stehen, mit multilateraler Hilfe unter die Arme zu greifen. Auch würden Investitionen in erneuerbare Energien helfen, dem Klimawandel entgegenzuwirken. Ist die Pandemie einmal überwunden, muss laut IWF ein neues regulatorisches Rahmenwerk strukturelle Schwächen anpacken, die die Krise offengelegt hat. Auch müssten laut Währungsfonds Maßnahmen ergriffen werden, um zu verhindern, dass Anleger angesichts der niedrigen Zinsen übertriebene Risiken eingehen.