Zoll-Einigung fällt bei Finanzmarktexperten durch
Zoll-Einigung fällt bei Finanzmarktexperten durch
ZEW-Index gibt unerwartet stark nach
ba Frankfurt
Der Zoll-Deal der USA mit der EU stößt bei Finanzmarktexperten auf wenig Gegenliebe, wie die ZEW-Konjunkturerwartungen zeigen: Am kräftigsten bergab ging es für Deutschland und den Euroraum, aber auch die Aussichten auf die kommenden sechs Monate der US-Wirtschaft werden pessimistischer eingeschätzt. Kaum verändert zeigt sich dagegen der Stimmungsindikator für China. Die 182 vom Mannheimer Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) befragten Analysten und institutionellen Anleger dürften bereits damit gerechnet haben, dass US-Präsident Donald Trump die Zollpause mit China verlängert – denn die Umfrage endete am 11. August.
Sturz war absehbar
Das ZEW-Barometer für die deutsche Wirtschaft brach im August nach drei Anstiegen in Folge um 18,0 auf 34,7 Punkte ein. Ökonomen hatten zwar einen Rücksetzer erwartet, aber einen neuen Zählerstand von 39,5 prognostiziert. Auch die aktuelle Lage wurde schwächer eingeschätzt. Der Indikator fiel um 9,1 auf 68,6 Punkte. Damit zeichnen die ZEW-Konjunkturerwartungen den Absturz des Sentix-Barometers nach. Auch in dieser Umfrage waren die Konjunkturaussichten und die aktuelle Lage erheblich schwächer beurteilt worden. Zudem haben die Juli-Zahlen zu Auftragseingang und Produktion im verarbeitenden Gewerbe deutlich nachgegeben. Die zu Jahresanfang aufgekommene Hoffnung, dass ein drittes Rezessionsjahr in Folge vermieden werden kann, sind mittlerweile zunichte gemacht – die Prognostiker setzen die Hoffnung auf den Schub der Investitionsprogramme der Bundesregierung, die im kommenden Jahr allmählich Wirkung zeigen dürften.
„Die Finanzmarktexperten sind vom angekündigten EU-US-Handelsabkommen enttäuscht", kommentiert ZEW-Präsident Achim Wambach den substanziellen Rückgang der ZEW-Erwartungen. Beigetragen hätten auch die schwächeren Ausblicke für die Chemie- und Pharmaindustrie. „Stark betroffen sind auch der Maschinenbau, die Metallproduktion sowie die Automobilbranche“, betont Wambach. „Mit dem Stimmungsaufschwung in der deutschen Wirtschaft ist es erst einmal vorbei“, urteilt LBBW-Ökonom Elmar Völker. Die Zollvereinbarung habe in den Unternehmen bestenfalls vorsichtige Erleichterung ausgelöst. „Für Jubelstimmung besteht dagegen angesichts der Zusatzbelastung für die exportorientierte Wirtschaft kein Anlass.“ Zudem sei unklar, wie lange der Friede an der Handelsfront wohl anhalten werde.
Die Umfrageergebnisse für die Euro-Wirtschaft fallen nur wenig besser aus als für die deutsche: Der Erwartungsindex fiel um 11,0 auf 25,1 Punkte und die Lagekomponente gab um 7,0 auf –31,2 Zähler nach.
SAFE-Index nahezu unverändert
Der SAFE-Index zur Manager-Stimmung zeigt mit dem leichten Rückgang im August von –0,17 auf –0,19 Punkte, dass die Laune der Führungskräfte börsennotierter Unternehmen in Deutschland neutral bleibt. Während sie sich in Finanzberichten wegen der negativen Effekte der US-Zölle auf die Ergebnisse im zweiten Quartal vorsichtiger ausdrücken, zeigen sich die Manager auf Analystenkonferenzen positiver, da Umstrukturierungsmaßnahmen erste Früchte tragen, wie das Leibniz-Institut für Finanzmarktforschung SAFE mitteilte.