MarktplatzKrieg in Nahost

Am Gasmarkt werden Erinnerungen wach

Durch die Eskalation in Nahost droht auch der Gaspreis weiter anzusteigen. Und Katar ist ein wichtiger Produzent von LNG.

Am Gasmarkt werden Erinnerungen wach

Gaspreis

Erinnerungen an den Februar 2022

Von Werner Rüppel

Der israelische Angriff auf den Iran hat zu einem kräftigen Anstieg des Ölpreises geführt, der zeitweise über 10% betragen hat. Gleichzeitig ist auch der Preis für Erdgas (LNG) am europäischen Spotmarkt in einem nahezu ähnlichen Ausmaß angestiegen. Darüber hinaus hat die EU gerade noch beschlossen, dass die direkten und indirekten Importe von Pipeline- und LNG-Gas aus Russland stufenweise auslaufen sollen. Zugleich sollen die Ölimporte aus Russland bis Ende 2027 komplett gestoppt werden.

Zu Recht werden bei Investoren und auch bei Verbrauchern jetzt Erinnerungen an den Februar 2022 wach, als der Angriff Russlands auf die Ukraine für eine massive Verteuerung von Erdgas und Öl sorgte. Die Verbraucher hierzulande wurden damals aufgefordert, weniger Erdgas zu verbrauchen, die Inflation sprang in die Höhe, die EZB musste die Leitzinsen erhöhen, um die Teuerung zu bekämpfen, und auch die Aktienmärkte brachen vorübergehend ein.

EU-Pläne sind nicht das Problem

Die EU-Pläne, keine Energie mehr aus Russland zu beziehen, sind dabei aber inzwischen weniger das Problem. Der Belastungsfaktor ist die Auseinandersetzung zwischen Israel und dem Iran, die wohl nicht in Kürze beigelegt werden wird, sondern anhalten dürfte. Kritisch ist vor allem die Straße von Hormus. Denn durch die Meerenge wird nicht nur ein Gutteil der weltweiten Ölproduktion geleitet. Auch der LNG-Preis wird kräftig steigen, wenn die Straße von Hormus nicht mehr sicher ist und praktisch geschlossen werden müsste. So ist zum Beispiel Katar ein wichtiger LNG-Exporteur.

Interessant ist auch, dass die Füllstände der Gasspeicher hierzulande mit rund 46% in diesem Jahr viel niedriger sind als im Vorjahr. Es ist zwar Sommer und es muss nicht mehr geheizt werden. Doch gilt es eben, die Speicher aufzufüllen. Dies kann jetzt angesichts der Eskalation in Nahost teuer werden. Auch das Verbrauchervertrauen wird in Europa und den USA wieder schwächer werden, wenn die Energiepreise hoch bleiben und weiter anziehen. Und die Notenbanken dürften aufgrund der neuerlichen Inflationsgefahren die Leitzinsen erst einmal nicht weiter senken.