KommentarAnleihemärkte

Ansturm auf Italien-Bonds

Italien-Bonds erfreuen sich einer regen Nachfrage am Anleiheprimärmarkt. Die Renditen sinken. Der Dank gebührt wohl Donald Trump.

Ansturm auf Italien-Bonds

Anleihemarkt

Ansturm
auf Italien

Von Kai Johannsen

Es ist schon beeindruckend, welche Liquidität derzeit in Europa und speziell auch im Euroraum an den Finanzmärkten vorhanden ist, insbesondere im Fixed-Income-Bereich. Das zeigt sich am Primärmarkt für Staatsanleihen. Dort ist jüngst Italien aufgetreten mit zwei Anleihen, einem fünfjährigen Papier über 12 Mrd. Euro und einem bis 2037 laufenden grünen Bond, der um 5 Mrd. Euro aufgestockt wurde. Die Lead-Banken konnten sich vor Zeichnungswünschen der Anleger kaum retten. Für das fünfjährige Papier kam ein Orderbuch von mehr als 120 Mrd. Euro zusammen und für das grüne Papier Aufträge für mehr als 94 Mrd. Euro. Die Gesamtnachfrage von mehr als 214 Mrd. Euro reicht aus, um rund ein Neuntel der am Kapitalmarkt ausstehenden Staatsschuld der Bundesrepublik Deutschland kaufen zu können. Das ist schon enorm, vor allem, wenn man bedenkt, dass Italien aufgrund des hohen Schuldenbergs immer mal wieder eher zu den Sorgenkindern in der Eurozone gehört. In der Staatsschuldenkrise etwa wurde so manches Mal an den Märkten befürchtet, dass nach Griechenland, Portugal und Irland auch Italien noch zum Rettungsfall werden könnte, was glücklicherweise nicht geschah. Nun wird beherzt zugegriffen bei Italien-Bonds. Angesichts dieser überbordenden Orderbücher kann man fast schon sagen: Ohne jegliche Bedenken.

Das bleibt natürlich nicht ohne Auswirkung auf die Bondrenditen. Italien handelt gegenüber Bund im zehnjährigen Laufzeitenbereich derzeit mit einem Spread von 97 Basispunkten. Damit hat sich der Renditeabstand der Italien-Bonds gegenüber den Benchmarkpapieren der Eurozone innerhalb von rund zwei Jahren halbiert. Bemerkenswert ist auch, dass der Aufschlag in etwa auf dem Niveau ist, das 2021 während der Pandemie erreicht wurde. Mit 3,5% ist es in etwa das Verzinsungsniveau, das kurz vor Ausbruch der Euro-Schuldenkrise im Jahr 2010 gesehen wurde. Und mit dieser laufenden Rendite liegt Italien derzeit auf dem Durchschnittsniveau des Landes während der gesamten Geschichte der Eurozone. Der Dank der Italiener gilt wohl US-Präsident Donald Trump.