KommentarGewinnwarnung von Renault

Belastendes Abschiedsgeschenk

Renault verschreckt Investoren mit einer Gewinnwarnung. Der Autobauer ist den Zollrisiken zwar nicht ausgesetzt, wird aber jetzt in Europa von der Wirklichkeit eingeholt.

Belastendes Abschiedsgeschenk

Renault

Belastendes Abschiedsgeschenk

wü Paris
von Gesche Wüpper, Paris

Ex-Renault-Chef Luca de Meo war stolz darauf, dass der französische Konzern einer der wenigen Autobauer war, der in den letzten Monaten keine Gewinnwarnung abgeben musste. Doch ausgerechnet an seinem letzten Tag bei Renault hat ihn die Wirklichkeit eingeholt. Die Abschwächung des europäischen Automobilmarktes macht auch vor Renault nicht Halt — zumal die Gruppe mehr als andere von Europa abhängig ist. Das hatte dem unter der Leitung de Meos auf die Erfolgsspur zurückgekehrten Autobauer zuletzt auch zu einem überwiegend positiven Ansehen bei Analysten verholfen. Denn ihm Gegensatz zu europäischen Wettbewerbern ist Renault nicht direkt in den USA vertreten und damit nicht den Zollrisiken ausgesetzt.

Verstärkter Konkurrenzkampf

Dennoch bekommt der Konzern nun indirekt die Auswirkungen der Handelspolitik von US-Präsident Donald Trump zu spüren. Denn diese belasten nicht nur die Stimmung bei Verbrauchern und Unternehmen, was Renault im Retail-Markt und bei leichten Nutzfahrzeugen zu spüren bekommt. Sie heizen auch den Konkurrenzkampf bei E-Autos in Europa an. In Frankreich sind es die chinesischen Hersteller, die derzeit am stärksten von der zunehmenden Aversion der Verbraucher gegen Elon Musks Tesla-Modelle profitieren. Bei E-Autos, deren Anteil am Absatz bei Renault im Vergleich zu vielen Wettbewerbern deutlich kleiner ist, leidet der Autobauer ohnehin unter der Konkurrenz chinesischer Hersteller.

Schlechtes Signal

Die Gewinnwarnung Renaults ist auch für Stellantis kein gutes Ohmen, denn wie Renault kämpft die aus der Fusion von PSA und Fiat-Chrysler hervorgegangene Gruppe in Europa mit Schwierigkeiten. Auch sie ist relativ stark im Segment der leichten Nutzfahrzeuge vertreten. Die ausgerechnet zum Abschied des CEO abgegebene Prognosesenkung ist kein gutes Signal für Investoren, die fürchten, dass Renault trotz angekündigter Einsparungen unter dem schlechteren Marktumfeld leiden wird. Sie sollte aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass das auf 6,5% gesenkte Ziel für die operative Marge im Vergleich zu anderen Massenherstellern noch immer relativ hoch ist.

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