KommentarBörsengänge

Brainlab-IPO scheitert trotz Bescheidenheit und Transparenz zum Orderbuch

Brainlab hat vieles richtig gemacht, vor allem die Transparenz zum Orderbuch. Dennoch scheitert der Börsengang – ein weiterer Rückschlag für den IPO-Markt.

Brainlab-IPO scheitert trotz Bescheidenheit und Transparenz zum Orderbuch

Brainlab-IPO

Bescheidenheit
reicht nicht

Von Christoph Ruhkamp

Nach der schwächsten ersten Jahreshälfte für Börsengänge in Europa seit mehr als einem Jahrzehnt haben die die Akteure in Deutschland auf Brainlab gesetzt, um den Markt wieder zu beleben. Diese Hoffnung hat sich nun zerschlagen. Offenbar ist die befürchtete Volatilität des Marktes mit der damit verbundenen Unsicherheit über den richtigen Preis für ein Unternehmen weiter zu groß. Das Ende der US-Stillhaltefrist im Zollstreit am 9. Juli hat dazu beigetragen.

Dabei hat das Medizintechnikunternehmen aus München fast alles richtig gemacht, was ein gutes IPO braucht. Vor allem ein gewisses Maß an Bescheidenheit. Mit einem Betrag von höchstens 420 Mill. Euro sollte der Börsengang von Brainlab, dessen Bookbuilding am Dienstag um 14 Uhr endete, deutlich weniger Emissionserlös einspielen als anfangs angestrebt. Die Eigentümer des „Google Maps der Chirurgie“ wollten auf Nummer sicher gehen, allen voran Firmengründer Stefan Vilsmeier mit 50,1% der Anteile und der Finanzinvestor EMH mit 35%.

Am untersten Ende der Spanne

Der Ausgabepreis sollte am untersten Ende der Spanne liegen, die von 80 Euro bis 100 Euro reichte. Die Bewertung hätte halb so hoch gelegen wie bei vergleichbaren gelisteten US-Wettbewerbern. Damit gab sich Brainlab wesentlich bescheidener als die Gründer und der Finanzinvestor Apollo beim Online-Ersatzteilhändler Autodoc, der die gleiche Bewertung wie gelistete Peers erzielen wollte und sein IPO ebenfalls auf den letzten Metern absagte.

Die Brainlab-Eigner waren sehr daran interessiert, dass die Aktie einen guten Start hinlegt. Weil sie einer Haltefrist von zwölf Monaten unterlagen, wollten "sie etwas Geld auf dem Tisch lassen“, wie im Banker-Jargon das Potenzial für Kursanstiege umschrieben wird. Auch die Transparenz über die Qualität des Orderbuches war ungewöhnlich hoch. Gleichzeitig mit der Aktualisierung der Preisgestaltung am untersten Ende der Spanne haben die federführenden Banken Berenberg und Deutsche Bank am Montag Einzelheiten bekanntgegeben. So wollten sie dokumentieren, wie interessiert Großinvestoren sind. Gereicht hat das nicht.

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