Der Euro ist der sichere Hafen
Staatsanleihemarkt
Der Euro ist
der sichere Hafen
Von Kai Johannsen
Assets aus dem Euroraum sind der neue sichere Hafen, und zwar nicht nur für Anleger aus der Eurozone, sondern auch für international agierende Investoren, die außerhalb des Euro-Währungsgebietes sitzen. Was Analysten seit längerem vermuten und was Vermögensverwalter auch schon bei ihren Kunden beobachten konnten, nämlich, dass aus Dollaranlagen in Euro-Assets umgeschichtet wird, zeigen nun auch harte Daten. Der Citigroup zufolge haben Anleger außerhalb der Eurozone im Mai Euro-Anlagen für satte 97 Mrd. Euro gekauft, und zwar Staatsanleihen. Die Citigroup verweist dabei auf Daten der Europäischen Zentralbank. Der Zufluss von fast 100 Mrd. Euro in Euro-Staatsanleihen ist der größte Zufluss seit dem Jahr 2014. Im April war noch der gegenläufige Trend zu beobachten: Anleger zogen 12 Mrd. Euro bei den Papieren ab. Das hatte seinerzeit aber wohl weniger etwas damit zu tun, dass Euro-Assets nicht als sichere Anlage angesehen wurden, sondern die Unsicherheit an den Märkten war im April sehr hoch. US-Präsident Donald Trump hatte am Liberation Day den weltweiten Zollkrieg vom Zaun gebrochen. Auf Drohungen des einen Tages, folgte nur allzu oft die Rolle rückwärts oder zumindest eine Mäßigung der zuvor rauen Töne am nächsten Tag. Das lässt Anleger Cash horten.
Und von den Zuflüssen in Euro-Assets profitieren nicht nur die üblichen Verdächtigen, wie die sicheren Namen Bund, Niederlande oder Europäische Investitionsbank, EU oder Papiere des Europäischen Stabilitätsmechanismus. Auch Frankreich oder Italien werden regelmäßig bei Auktionen oder syndizierten Deals seitens der Investoren angesteuert, wie die hohen Überzeichnungen der Emissionen nur allzu oft belegen. Emittenten können dabei sicherlich auch auf einige neue Investorennamen zugreifen und sicher auch auf kapitalkräftige, denn auch große Assetmanager dürften mit von der Partie sein. In den nächsten Wochen und Monaten ist davon auszugehen, dass diese Adressen weiter zugreifen. Der Handelskrieg dauert an, und so schnell werden Anleger jetzt das Rad nicht zurück in Richtung Dollar drehen wollen.