KommentarKurseinbruch bei Munich Re

Die Party geht zu Ende

Der jüngste Preisdämpfer bei der Munich Re lässt die Investoren aufhorchen. Zu Recht, denn die Zeit unvermindert steigender Raten für Rückversicherungsdienste ist vorbei.

Die Party geht zu Ende

Rückversicherer

Die Party
geht zu Ende

Von Stefan Kroneck

Für die Anleger sind die jüngsten Signale der Munich Re unmissverständlich. Das zyklische Hoch bei den Preisen für Deckungen gegen Schäden aus Naturkatastrophen hat den Zenit überschritten. Der dritte Dämpfer für den Branchenprimus in Folge bei den Raten in den wichtigen turnusmäßigen Vertragserneuerungsrunden mit Erstversicherern lässt aufhorchen. Denn die Entwicklung impliziert, dass auch die Margen des größten Rückversicherers der Welt tendenziell unter Druck geraten könnten.

Schwächelt der Marktführer, hat das automatisch Strahlkraft auf die größten Wettbewerber. Infolge des Kurseinbruchs bei der Aktie der Munich Re gerieten auch die Papiere der Hannover Rück und der Swiss Re unter Abgabedruck. Man kann darüber diskutieren, ob die Reaktion der Investoren übertrieben ist, schließlich befindet sich die Profitabilität des weiß-blauen Dax-Mitglieds auf einem unverändert hohen Niveau. Die Daten aus der Münchner Konzernzentrale zeigen allerdings, dass die Party für die Rückversicherer zu Ende geht. Die Phase, in denen die Preise für Rückversicherungen durch die Decke gingen, ist augenscheinlich vorüber.

Zins entscheidend

Das muss nicht unbedingt bedeuten, dass der „harte“ Zylkus für die Rückversicherer abrupt übergeht in einen „weichen“ Zyklus mit anhaltend sinkenden Raten wie im zurückliegenden Zinstief. Dafür ist das Preisniveau im Vergleich zur vorherigen Dekade immer noch sehr hoch. Die Munich Re sorgt für eine gewisse Stabilität, indem sie unrentables Geschäft abstößt. Aufgrund ihrer Marktposition kann sie dadurch eine Preisspirale nach unten in der Branche zumindest abfedern. Zudem hält die strukturelle Nachfrage nach Deckungen gegen Naturkatastrophenschäden wegen des Klimawandels unvermindert an.

Die Trendwende zeigt aber, dass die Preisentwicklung im wettbewerbsintensiven Rückversicherungsgeschäft von der Inflation abhängt und damit vom Marktzins. Aufgrund nachlassender Teuerungsraten senkte zuletzt die Europäischen Zentralbank (EZB) ihren Leitzins. Diese Korrelation spiegelt sich nun in den Preisverhandlungen der Assekuranz wider.