Es tut sich was im Nirgendwo
Notiert in Frankfurt
Es tut sich was im Nirgendwo
Von Lutz Knappmann
Die Fortschritte sind inkrementell: Mal kommen ein paar neue Markierungslinien auf der Fahrbahn hinzu, mal taucht ein langer Bauzaun am Rande der Trasse auf. Wer regelmäßig auf der Autobahn 661 im Osten Frankfurts am Bornheimer Hang entlangfährt, der bemerkt kontinuierliche, graduelle Veränderungen inmitten eines großen Stillstands: Seit Jahrzehnten soll im Stadtteil Riederwald ein neuer Tunnel entstehen, der die A661 mit der A66 verbinden soll. Wer Frankfurt in Richtung Osten verlassen möchte, soll dann direkten Autobahnanschluss haben, statt sich, wie bislang, erst kilometerweit durch staugeplagte Wohn- und Gewerbegebiete zu quälen. Das zugehörige Autobahndreieck ist seit 2019 fertiggestellt und schlummert seither im grafittiverzierten Dornröschenschlaf.
Auftrag für Tunnelbau vergeben
Jetzt könnte ins Nirgendwo zwischen Güterbahnhof, Kleingärten und Straßenbahndepot wieder Bewegung einkehren: Vor wenigen Tagen hat die Autobahn GmbH, die für das Projekt verantwortlich zeichnet, bekanntgegeben, dass sie den Auftrag für den Tunnelbau vergeben hat. Ab Herbst sollen die Bagger wieder rollen – und die gut zwei Kilometer lange Verbindung bis 2033 fertigstellen.
Dass dafür auch ein Waldstück weichen muss, in dem eine geschützte Käferart lebt, hatte in den vergangenen Jahren zu massiven Protesten und Blockaden geführt. Ohne Zweifel bringt das Autobahnprojekt Risiken und Einschnitte für Natur, Stadtklima und Geräuschkulisse mit sich. Weshalb große Straßenbauprojekte stets genau zu prüfen und ihre Vor- und Nachteile zudem sorgfältig abzuwägen sind.
Resignation im Nadelöhr
Im Falle des Riederwaldtunnels freilich genügt schon eine einzige werktägliche Fahrt durch das Stadtviertel, um die Notwendigkeit des Projekts zu erleben. Insbesondere für die Anwohner am Erlenbruch, einer Straße im Riederwald, bei der es leichter fällt, die wenigen Tage aufzuzählen, an denen sie nicht hoffnungslos verstopft ist. Und deren desolaten Zustand viele Autofahrer wohl nur deshalb mit resignierter Gleichgültigkeit erdulden, weil der Verkehr dort ohnehin selten schneller als im Schritttempo fließt.
Schließlich müssen sich durch das Nadelöhr bislang praktisch alle Autos und Lkw fädeln, die nach Osten auf die A66 wollen. Eine Lose-Lose-Lose Situation für Autofahrer, Anwohner und Umwelt. Linderung ist für sie nur zu erwarten, wenn dieser Verkehr ab Anfang der 2030er Jahre im Tunnel unter dem Viertel hindurchfließen kann.
Ein Großteil der angrenzenden Infrastruktur, etwa die Unterführungen für den Anschluss an die bestehende Autobahn, sind ohnehin bereits fertig. Große Flächen, etwa für den Bau der zusätzlich notwendigen Fahrspuren, sind schon seit Jahrzehnten vorbereitet – und seither ungenutzt. Was fehlt, um das auf insgesamt 1,5 Mrd. Euro taxierte Infrastrukturprojekt nutzbar zu machen, ist der Tunnel. Es ist höchste Zeit, dass sich etwas tut. Schlechter als jetzt kann es schließlich nicht werden.