KommentarIMD-Wettbewerbsranking

Europas Chancen im globalen Wettbewerb

Die erratische Zoll- und Geopolitik von US-Präsident Trump zerschießt jede Investitionsplanung. Das macht den EU-Binnenmarkt und den Euro noch attraktiver.

Europas Chancen im globalen Wettbewerb

Europas Chancen im globalen Chaos

Von Stephan Lorz

Die Schwächung der internationalen Handelsstrukturen durch US-Präsident Donald Trump im Zusammenhang mit dessen Zollpolitik, der faktische Exit der USA aus der westlichen Wertegemeinschaft und die Verwerfungen im globalen Mächtegleichgewicht machen viele Unternehmen ratlos. Welcher nationale Standort bietet in diesem Chaos für ihre Produkte und Dienstleistungen eigentlich noch nachhaltig gute Aussichten? Die klassischen Standortindikatoren wie makroökonomische Stabilität, moderne Infrastruktur und unternehmensfreundliche (steuerliche) Rahmenbedingungen, die im neuen Wettbewerbsranking des Lausanner Institute for Management Development (IMD) eine große Rolle spielen, reichen insofern nicht mehr aus. Denn Unternehmen müssen mehr denn je auch aufpassen, nicht zwischen die Fronten zu geraten. Die globalen Rahmenbedingungen ändern sich quasi täglich, etablierte Regeln gelten plötzlich nicht mehr. Das zerschießt jede auf Jahrzehnte ausgelegte Investitionsplanung.

Attraktiver EU-Binnenmarkt

Mit Blick auf die beste Ausgangsposition für die globalen Absatzmärkte geht es daher auch darum, welcher Wirtschaftsraum in diesem Chaos die klügste und stabilste Politik fährt. Und hier spricht schon wegen seiner Rechtssicherheit und seines Marktvolumens viel für den EU-Binnenmarkt. Das wird noch unterstützt durch die Erkenntnis, dass eine starke Währung der Wirtschaft gerade nicht schadet, wie etwa von Trump unterstellt, sondern sich vielmehr positiv auswirkt, wie das IMD betont. Und der Euro hat hier durchaus gute Chancen, im Vergleich zum Dollar weiter an Reputation zu gewinnen.

Was Europa im Standortranking allerdings noch fehlt, würde man alle Länder für ein alternatives Ranking zusammennehmen, ist die Vervollkommnung des Binnenmarkts, eine Vertiefung des Kapitalmarkts, stärkere digitale Kompetenzen und mehr Unabhängigkeit von anderen Wirtschaftsräumen etwa bei Fragen der digitalen Souveränität. Werden diese Themen in Brüssel und den europäischen Nationalstaaten angegangen, dürften sich künftig wieder mehr EU-Länder unter den Top-20-Staaten des IMD finden.


Bericht zum IMD-Ranking der internationalen Wettbewerbsfähigkeit

Wettbewerbsfähigkeit

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