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Ferner Traum vom Wohnen

Es ist zwar nicht der Garten Eden, aber immerhin der Eden Tower, der in Frankfurt Wohnträume wahr werden lassen soll. Moderne Ausstattung, zentrale Lage, tolle Sicht über Stadt und Land – zumindest von den oberen Stockwerken – und als besonderes...

Ferner Traum vom Wohnen

Es ist zwar nicht der Garten Eden, aber immerhin der Eden Tower, der in Frankfurt Wohnträume wahr werden lassen soll. Moderne Ausstattung, zentrale Lage, tolle Sicht über Stadt und Land – zumindest von den oberen Stockwerken – und als besonderes Schmankerl eine üppige Begrünung aller Außenflächen des Hochhauses – was will man mehr?

Wenn der Preis nicht wäre. Um eine Wohnung im Luxusturm zu kaufen, muss man mindestens 10000 Euro pro Quadratmeter hinblättern. Da kostet bereits eine 30-Quadratmeter-Einheit dann schon 300000 Euro, es kann aber auch deutlich mehr sein, wenn sie auf einer der oberen Etagen liegt. Also nichts für den Durchschnittsverdiener, auch in der Bankenmetropole Frankfurt. Und die Frage ist natürlich, wer eine solche Wohnform überhaupt will. Laut Umfragen träumen die meisten Deutschen von einem freistehenden Einfamilienhaus mit Garten.

Allerdings dürfte eine Prognose nicht gewagt sein: Für viele wird auch der Traum vom Haus im Grünen ein Traum bleiben. Denn Häuser, gar noch freistehend und mit selbst kleinem Garten, sind zumindest in zentralen Lagen von Ballungsgebieten von Durchschnittshaushalten auch mit Doppelverdienern kaum finanzierbar. Erbschaften fallen zahlenmäßig nur wenig ins Gewicht. Bleibt also der Ausweg, aufs Land zu ziehen, an den Rand von Agglomerationen, wo Grund und Boden günstiger sind. Ärgerlich nur, dass auch dort die Preise in den vergangenen Jahren deutlich angezogen haben und man damit immer weiter weg vom Arbeitsplatz in der großen Stadt ziehen muss, um wirklich günstiges Bauland zu ergattern. Und dann kommen noch die kräftig gestiegenen Baukosten dazu.

Realistischer ist für die meisten Deutschen damit, Mieter zu bleiben oder eine Eigentumswohnung zu erwerben. Neben finanziellen Erwägungen spielen dabei auch ökologische Gründe eine wichtige Rolle. Neue Einfamilienhäuser brauchen viel Platz, fördern die Zersiedlung und die Versieglung der Böden, führen zu zusätzlichem Verkehr, umso mehr und je weiter die Wohnstätte vom Arbeitsplatz und von Kitas, Schulen und sonstiger Infrastruktur entfernt liegt. Einen flächendeckenden öffentlichen Personennahverkehr wird es auch in Zukunft nicht geben. Und mit dem Individualverkehr gar mit Verbrennungsmotor kann es nicht weitergehen. Das Elektroauto stößt zwar kein CO2 aus, spart aber keinen Platz auf der Straße ein.

Also Wohnungen. Die könnten dann wieder in Städten oder deren Peripherie liegen, sollten aber den Anforderungen der neuen Arbeitswelt genügen. Das heißt vor allem: Platz für ein extra Zimmer als Büro und technische Infrastruktur, vor allem schnelles Internet. Denn das Homeoffice wird nach Corona nicht wieder verschwinden, sondern vermutlich überwiegend als Teillösung mit, bei einer Fünf-Tage-Woche, ein bis zwei fixen Tagen Heimarbeit bleiben. Das heißt: Trend zu größeren Wohnungen, weniger Fahrten zur Arbeit und damit weniger Verkehr, aber steigender Druck auf den Wohnungsmarkt.

Auch stellt sich die Frage: Gibt der Markt größere Wohnungen zu in der Breite akzeptablen Preisen her? Aktuell zumindest in Stadt- und Stadtrandlagen nicht. Also mehr bauen? Das hat schon bisher trotz aller politischen Ankündigungen kaum geklappt. Und auch wenn die demografische Entwicklung mittel- bis langfristig Entlastung bringen wird: Der Trend, in der weiteren Peripherie zu wohnen, wird anhalten. Ja, er dürfte sich sogar verstärken. Denn wer nicht jeden Tag ins Büro fährt, nimmt für die verbliebenen Tage womöglich weitere Wege in Kauf – oder der Arbeitgeber ist sogar bereit, Satellitenbüros am Stadtrand zu errichten.

Fragt sich eben nur, ob es in der erweiterten Peripherie und damit eher auf dem Land genügend Bauland gibt bzw. ob es von den Gemeinden neu ausgewiesen wird. Widerstände von den schon dort Ansässigen, die ihre Idylle nicht zerstört wissen wollen, sind zu erwarten. Und wenn es zusätzliche Wohnungen gibt, braucht es eine Infrastruktur vor Ort oder in der Nähe – Nahversorger, Kitas, Schulen, Ärzte. Die werden nicht auf jedem Dorf zu finden sein. Damit droht wieder mehr Individualverkehr mit allen negativen Folgen für die Umwelt, die wir angesichts der Klimakrise nicht gebrauchen können. Individuelle Wünsche treffen auf gesamtgesellschaftliche Notwendigkeiten. Klassisch hieße dies, beide auszubalancieren. Eine lebenswerte Zukunft auf diesem Planeten auch für unsere Kinder ist aber ein absolutes Gebot, dem sich auch unsere Träume unterordnen müssen.