Brücke oder KrückeMahnmal Intel

Förderung ohne Fortune

Der Rückzug von Intel aus dem Megafabrikprojekt in Magdeburg zeigt, dass Milliardenzuschüsse den Blick auf technologische Realitäten vernebeln. Oft schließen sich politisches Kalkül und betriebswirtschaftliche Kalkulationen gegenseitig aus.

Förderung ohne Fortune

Mahnmal Intel

Förderung ohne Fortune

Von Heidi Rohde

Kaum eine Woche nach der politischen Jubelstimmung auf dem Investitionsgipfel in Berlin droht unversehens der Abstieg in die Niederungen der harten Realität. Der endgültige Rückzug des kriselnden Chipgiganten Intel vom Bau der geplanten Megafabrik in Magdeburg, für die Stadt und Land den roten Teppich ausgerollt hatten, mag primär auf die finanzielle Misere der einstigen Technologieikone zurückgehen. Ein Beispiel für eine zielführende Anwerbung internationaler Investoren in Deutschland ist das Scheitern des Projekts allerdings auch nicht. 

Nachfrage ungesichert

Stattdessen lehrt es, dass politisches Kalkül und betriebswirtschaftliche Kalkulation mitunter nicht zusammenpassen. Seit der Ankündigung der Mega-Chipfabrik sind die Baukosten enteilt, die Energiepreise gestiegen, und die Nachfrage ist völlig ungesichert, vor allem auch mit Blick auf die Frage, ob Intel liefern kann, was die Kunden wollen. Das Intel-Projekt ist auch nicht der einzige Fehlschlag in jüngerer Zeit. Die ebenfalls mit dem Versprechen öffentlicher Subventionen gestartete „Grüner Stahl-Initiative“ des Branchenriesen Arcelor Mittal, mit der unter anderem zwei große Werke in Bremen und Eisenhüttenstadt zu Aushängeschildern der Dekarbonisierung eines zentralen Industriezweigs in Deutschland werden sollten, wurde erst im Juni vom Konzern gekippt. Eine hausgemachte Finanzklemme ist nicht die Ursache. Stattdessen auch hier: schwierige Rahmenbedingungen aufgrund regulatorischer Unsicherheiten und vor allem die hohen Kosten der Wasserstofftechnologie, die eine gesicherte Nachfrage als äußerst zweifelhaft erscheinen ließen.

Traurige Kopfgeburt

In diesem Zusammenhang sind auch andere Kopfgeburten noch in trauriger Erinnerung. So etwa das Milliardengrab Northvolt, bei dem sich Unternehmen und Staat haushoch verkalkulierten, nicht nur wegen Problemen bei Technologie und Fertigung, sondern auch mit Blick auf völlig ungesicherte Absatzchancen auf dem Markt für E-Autobatterien.

All diese Beispiele zeigen: Allein aufgrund politischer Förderung haben Investitionen noch keine Fortune. Bei Intel bestand überdies die Gefahr, dass sich das Northvolt-Desaster buchstäblich wiederholt. Der Halbleiterriese ist gerade bei den für Zukunftstechnologien wichtigen Mikrochips alles andere als ein Innovationsführer, dessen lokale Produktion deutschen Unternehmen einen Wettbewerbsvorteil verschafft hätte. Auf derlei Investorenwerbung kann der Staat wahrhaftig verzichten.