Geringerer Appetit auf Langläufer
Pensionsfonds
Geringerer Appetit
auf Langläufer
Von Kai Johannsen
Größere Ereignisse werfen ihre Schatten voraus. Und ein größeres Ereignis steht in den Niederlanden für die dortigen Pensionsfonds auf dem Programm. Es soll ein neues System für die Pensionsfonds geben. Die zentrale Änderung ist hierbei die Umstellung von leistungsorientierten Pensionsplänen (Defined Benefit) auf sogenannte beitragsorientierte Pensionspläne (Defined Contribution). Das wird sich auf die Anlagepolitik und auch die Bilanzsteuerung der Pensionsfonds auswirken. Nach Angaben der Zinsexperten der Commerzbank hielten niederländische Pensionsfonds Ende 2024 Vermögensgegenstände von 1,9 Bill. Euro (das sind 169% des BIP der Niederlande). Damit kommen die Niederländer auf mehr als 50% der Pensionsfondsbranche der Eurozone, und die Adressen halten 66% der Anleihebestände im Euro. Stark engagiert sind die niederländischen Pensionsfonds in langlaufenden Assets wie etwa Euro-Staatsanleihen, um darüber ihre Verbindlichkeiten zu matchen.
Wenn es nun zur Systemumstellung kommt, wird natürlich auch umgeschichtet. So geistert derzeit im Markt die Zahl von Staatsanleiheverkäufen in den nächsten Jahren von 125 Mrd. Euro herum. Das ist natürlich immer in Relation zu sehen. So kommt etwa der Bund auf ein an den Kapitalmärkten ausstehendes Volumen an handelbaren Bundestiteln von aktuell 1,937 Bill. Euro. Der gesamte Staatsanleihemarkt von auf Euro lautenden Papieren ist nach Daten der Afme (Association for Financial Markets in Europe) per Ende des ersten Quartals in etwa 11,2 Bill. Euro schwer, hinzu kommen Papiere für 3,1 Bill. im britischen Pfund. Der Rest ist eher vernachlässigbar. Wenn nun die Niederländer tatsächlich sich aus langlaufenden Euro-Staatsanleihen zurückziehen, geschieht das schrittweise. Und gemessen am gesamten Staatsanleihemarkt der Eurozone entspricht dies einem Anteil von einem guten Prozent. Die Auswirkungen werden sicher spürbar sein, und zwar bei Langläufern aus Deutschland, aber auch aus Frankreich und natürlich auch bei niederländischen Papieren. Die Nachfragestrukturen in den Langläuferauktionen werden sich im Zeitablauf verschieben, einen Marktzusammenbruch lösen sie nicht aus.