Helsing am Tropf des Auslands
Helsing
Am Tropf
der anderen
Von Heidi Rohde
Ein deutsches Rüstungs-Start-up überzeugt fast ausschließlich internationale Geldgeber. Resilienz in Schlüsseltechnologien sieht anders aus.
Die geopolitische Lage hat sich drastisch geändert – und der lange Zeit eher träge deutsche Staat hat seine bisher festgezogene Investitionsbremse vor allem bei Rüstungs- und Infrastrukturausgaben gelöst. Unterdessen wird die hiesige Finanzbranche nicht müde, auf den unverzichtbaren Beitrag von Privatem Kapital hinzuweisen. Allerdings scheint man über Lippenbekenntnisse bisher noch nicht weit hinaus zu kommen. Die jüngste Kapitalaufnahme des Münchener Rüstungs-Start-ups Helsing zeigt jedenfalls, wo Deutschland in der Verteidigungstechnologie noch fest am Geldtropf aus dem Ausland hängt.
US-Adressen am Ball
Das Unicorn stützt seine bisher größte Finanzierungsrunde über 600 Mill. Euro nahezu komplett auf internationale Geldgeber, darunter die Investmentgesellschaft des Spotify-Gründers Daniel Ek sowie eine Reihe bekannter US-Adressen wie Accel, Lightspeed Ventures und General Catalyst.
Helsing steht mit dieser Abhängigkeit nicht allein da. Die ebenfalls auf Drohnentechnologie spezialisierte Stark Drones Corp hat jüngst als einzigen Investor für eine größere Anschubfinanzierung die US-Venture Capital Gesellschaft Sequioa Capital gewonnen. Der renommierte Start-up-Investor hat sich zum Ziel gesetzt, bei seiner Portfoliostrategie von den in der EU beschlossenen erhöhten Verteidigungsausgaben zu profitieren.
Kleinere Tickets
Die deutsche VC-Branche steht dabei nicht völlig abseits. So hat vor allem der im Bereich Rüstung und Raumfahrt hervorstechende Hotspot München in jüngster Zeit bei einer Reihe von Start-ups auch Kapital von heimischen Geldgebern bekommen. Quantum Systems und Arx Robotics beispielsweise – sie beschränkten sich allerdings bisher auf Finanzierungsrunden im zweistelligen Millionenbereich. Ein Grund für die im Vergleich zu US-Investoren eher kleinen Tickets, die Wagniskapitalgeber hierzulande ausstellen, ist die anhaltende Zurückhaltung institutioneller Investoren. Diese haben für Risiko traditionell wenig übrig. Versicherer und Pensionskassen haben ihre Anlagestrategie auch nach jahrelangen Debatten über die Renditechancen neuer Asset-Klassen bisher nicht durchgreifend geändert. Sie investieren überwiegend in Zinspapiere.
Europäische Pensionsfonds legen einer Atomico-Studie zufolge nur 0,01 % ihres verwalteten Vermögens von rund 9 Bill. Dollar in Wagniskapital an. Um Start-ups in der Skalierungsphase zu finanzieren, müssen auch an dieser Stelle die Bremsen gelockert werden.