Notiert inNew York

Im MAGA-Paradies kocht Ärger hoch

Donald Trump zofft sich wegen vergangener Verbindungen zum Sexualstraftäter Jeffrey Epstein mit seinen eigenen Anhängern. Nun braut sich die bisher größte Gefahr für seine Präsidentschaft zusammen.

Im MAGA-Paradies kocht Ärger hoch

Notiert in New York

Ärger im MAGA-Paradies

Von Alex Wehnert

Aus Washington bricht sich dieser Tage eine Lawine an Dokumenten Bahn. Denn das US-Justizministerium veröffentlicht Unterlagen zu den Ermittlungen über die Ermordung von Martin Luther King. Und es legt Aufzeichnungen offen, die zeigen sollen, dass es die Bundespolizei FBI bei ihren Untersuchungen zur Nutzung privater E-Mail-Server durch Ex-Außenministerin Hillary Clinton massiv an Nachdruck vermissen ließ. Gerade auf letztgenannte vermeintlich spektakuläre Enthüllung hat allerdings niemand so richtig gewartet. Dass sie nun unter Grillenzirpen den Weg an die Öffentlichkeit findet, liegt laut Politbeobachtern an einer Tatsache: Donald Trump ist verzweifelt um Ablenkung bemüht.

Großer Unmut bei Trumps Basis

Denn die Dokumente, nach denen das Volk wirklich lechzt, bergen Zündstoff. Gemeint sind Akten, die im Zusammenhang mit Ermittlungen zum verurteilten Sexualverbrecher Jeffrey Epstein stehen. Im Wahlkampf tönte das Trump-Lager noch, die Dokumente offenlegen zu wollen – globale Eliten, die Verbindungen zu dem Kriminellen unterhalten hätten, müssten sich warm anziehen. Doch die Akten bleiben zum Unmut von Trumps „Make America Great Again“-Anhängerschaft bisher unter Verschluss.

Ein rechter Influencer fordert die Offenlegung der angeblichen Kundenliste von Jeffrey Epstein.
Ein rechter Influencer fordert die Offenlegung der angeblichen Kundenliste von Jeffrey Epstein.
picture alliance / ZUMAPRESS.com | Dave Decker

Was auch in den Pubs von Manhattan Gesprächsthema Nummer eins ist: Trumps eigene Beziehung zu Epstein, der 2019 im Gefängnis verstarb, während ihn ein Verfahren wegen Organisation eines Rings zur sexuellen Ausbeutung Minderjähriger erwartete. Die beiden gebürtigen New Yorker bewegten sich in den 1990er und frühen 2000er Jahren im gleichen Zirkel in Florida. In einem Artikel aus dem Jahr 2002 zitierte das „New York Magazine“ Trump mit den Worten, Epstein sei ein „fantastischer Typ“, mit dem „man viel Spaß haben“ könne.

Zeichnung wird zum Aufreger

Der Präsident und der Pädophile gaben später zwar an, sich entzweit zu haben – anlässlich Epsteins Verhaftung 2019 sagte der Mehrfach-Pleitier im Weißen Haus, seit 15 Jahren nicht mehr mit seinem einstigen Freund gesprochen zu haben. Doch bestärken Berichte des „Wall Street Journal“ auch eine wachsende Zahl an „MAGA“-Anhängern in der Vermutung, Trump sei an der Vertuschung von Skandalen um Epstein beteiligt.

Insbesondere eine unflätige Zeichnung wird dabei zum Aufreger. Diese fertigte Trump nach Berichten der Zeitung zum 50. Geburtstag des „fantastischen Typen“ an und beschriftete sie mutmaßlich mit einem fiktiven Dialog, der in seinem grenzdebilen Stil durchaus in die wirre Gedankenwelt des Möchtegern-Dealmakers zu passen vermag.

Trump, der nach eigenen Angaben „noch nie ein Bild geschrieben“ – und wohl auch noch nie ein Lied gemalt – hat, streitet ab, dass die Zeichnung von ihm stammt. Der Republikaner hat die „Wall Street Journal“-Herausgeberin Dow Jones, ihre Mutter News Corp. und deren Eigentümer Rupert Murdoch deswegen auf 10 Mrd. Dollar Schadenersatz verklagt. Damit lenkt er allerdings noch mehr Aufmerksamkeit auf ein Thema, das seine Basis erzürnt.

Kein Mitleid von der Wall Street

Der Präsident bezeichnete Unterstützer, die weiter über Epstein sprechen, bereits als „Schwächlinge“. Abgewürgt hat er die Debatte damit allerdings nicht – insbesondere, da das „Wall Street Journal“ nun berichtet, das Justizministerium habe Trump bereits im Mai informiert, dass sein Name in den Epstein-Akten auftauche. Das weist noch nicht auf Fehlverhalten hin, doch haben sich Trumps Anhänger schon aus geringerem Anlass in die wildesten Verschwörungstheorien hineingesteigert. Von der Wall Street kann der Republikaner kein Mitleid erwarten, haben J.P. Morgan und die Deutsche Bank wegen vergangener Verbindungen zu Epstein doch schon millionenschwere Vergleiche mit Opfern geschlossen. Der Ärger, der nun im „MAGA“-Paradies hochkocht, wird zur bisher größten Bedrohung für Trumps Präsidentschaft.