Im DatenraumExtreme Hitze

Immer noch unterschätzte Gefahr

Hitze ist nicht nur Sommer und Strandbad. Sie ist das tödlichste Klimarisiko und sorgt für erhebliche Einbußen beim BIP. Noch wird aber wenig getan, um sich physisch und wirtschaftlich auf Hitzewellen vorzubereiten.

Immer noch unterschätzte Gefahr

Extreme Hitze

Immer noch unterschätzte Gefahr

ba Frankfurt

Einen Vorgeschmack auf den Sommer gab es in diesem Jahr bereits mit Temperaturen über der 30 Grad Marke. 2024 war in Europa bereits das wärmste Jahr seit Beginn der Aufzeichnungen im Jahr 1850. Und die Temperaturen steigen weiter. Bis 2050 werden laut dem Word Economic Forum (WEF) gefährliche Hitzewerte mindestens die Hälfte der Welt für mindestens einen Monat pro Jahr betreffen.

Über 2 Bill. Dollar Produktivitätsverlust

Extreme Hitze ist dabei nicht nur ein Krankheitsrisiko: Im Schnitt der Jahre 2003 bis 2023 sorgte sie in Deutschland für gut 1.400 Krankenhausbehandlungen pro Jahr. Sie verursacht jährlich 489.000 Todesfälle weltweit – mehr als Überschwemmungen, Hurrikane, Erdbeben und Waldbrände zusammen, wie es in einer Studie der Allianz und des WEF heißt. Bis 2035 dürfte sie zudem zu jährlichen Produktivitätsverlusten von 2,4 Bill. Dollar und Anlageverlusten von 445 Mrd. Dollar für börsennotierte Unternehmen führen. Dabei sind weniger als 60% der weltweiten wetterbedingten Schäden versichert und noch kaum Vorkehrungen in der Arbeitswelt getroffen.

Denn Hitze bremst: Es wird weniger gearbeitet – laut Allianz entspricht ein Tag mit Temperaturen von über 32 Grad in etwa einem halben Streiktag. Der internationalen Arbeitsorganisation ILO zufolge reduziert Hitzestress die potenziellen Arbeitsstunden weltweit um 2,2% oder rund 80 Millionen Vollzeitstellen. Es kann auch zu Unterbrechungen und Lieferkettenstress kommen, wie durch das Niedrigwasser im Rhein 2022 oder die nur eingeschränkt mögliche Passage des Panamakanals 2023. Letztere kostete die weltweiten Schifffahrtsunternehmen rund 700 Mill. Dollar. Am stärksten gefährdet sind Sektoren wie Landwirtschaft, Bauwesen, Verkehr und Schifffahrt.

Allein in den USA wird laut WEF der hitzebedingte Verlust an Arbeitsproduktivität bis 2050 voraussichtlich die Wirtschaftsleistung im Baugewerbe um 3,5% oder 119 Mrd. Dollar pro Jahr abschmelzen lassen. Im verarbeitenden Gewerbe könnte sie um 1,7% sinken, in der Landwirtschaft um 3,8%.

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