Kann Robinhood Europa im Sturm erobern?
ROBINHOOD
Lässt sich Europa im Sturm erobern?
Von Björn Godenrath
Rund zehn Jahre nach Gründung setzt der Neobroker-Pionier Robinhood nun zum Sprung über den Großen Teich an. Denn mit dem Erwerb einer vollen EU-Brokerage-Lizenz demonstriert CEO und Mitgründer Vlad Tenev die Entschlossenheit, die es braucht, um hier spiegelbildlich die Erfolgsgeschichte aus den USA zu wiederholen. Dort ist die grüne Marke der Anker für die Masse an Retail-Investoren, denen Geldanlage per App leichter gemacht wurde, als es die Platzhirsche wie Charles Schwab zu lange für notwendig hielten.
Der klassische Robinhood-Kunde hat schon ein Depot
Der Erfolg in den USA spricht für sich. Aber in Europa treffen die Amerikaner zum einen auf ein anderes Wettbewerbsumfeld, haben Neobroker wie Trade Republic und Scalable Capital doch schon Millionen an Kunden und Assets auf ihre Plattformen gebracht – und bedienen damit bereits die klassische Robinhood-Klientel. Die zeigte sich aber inmitten der jüngsten Störungen in den Spitzenzeiten des Aktienhandels durchaus bereit, sich ein neues oder zusätzliches Zuhause für ihr Depot zu suchen – und einige sagten schon ganz klar, dass sie es gar nicht abwarten können, bis Robinhood hier verfügbar ist. Das ist eine gefährliche Lage für die deutschen Neobroker, die ihr Territorium verteidigen werden.
Wie soll das ohne die Einnahmen aus dem Orderflow funktionieren?
Zum anderen trifft Robinhood als Newcomer ab 2026 auf eine veränderte Marktstruktur in Europa. Mit dem Verbot des Payment for Orderflow (PFOF) fällt die gewohnte Refinanzierung des kommissionsfreien Handels weg. Da ist Vlad Tenev gefordert, ein börsliches Handelsmodell hinzustellen, das gute Kurse makelt und dem Kunden geringe Gebühren in Rechnung stellt. Auch im Kryptohandel darf Robinhood nicht zulangen, um gegen europäische Player wie Bitpanda zu bestehen. Es wird aber viel über den „trade vibe“ gehen, der Kunden anzieht: Mit einer tollen App-Erfahrung kann man punkten.
Verdrängungswettbewerb im wachsenden Markt
Im Sturm erobern wird Robinhood Europa nicht, dafür ist das Geschäft regulatorisch trotz Passporting zu kleinteilig und wesentliche Kundengruppen haben schon eine Trading-Heimat. Was jetzt folgen dürfte, ist ein Verdrängungswettbewerb in einem weiter wachsenden Markt.