Krisentreiber oder Krisenhelfer?
Schattenbanken
Überfällige
Überprüfung
Von Björn Godenrath
Werden die Schattenbanken bei Marktstress Krisentreiber oder Krisenhelfer sein? Die EU-Aufseher tun gut daran, das zu klären.
Die heutige Architektur des Kapitalmarktes ist eine Lehre aus der großen Finanzkrise von 2008. Banken erhielten erhöhte Kapitalvorgaben und mussten zusätzliche Risikotöpfe befüllen, Bail-in-Kapital rundete das Maßnahmenpaket ab. Damit nahm man aber quasi in Kauf, dass daraus erhöhte Kapitalkosten resultierten, was den Spielraum für die Kreditvergabe der Geschäftsbanken beschränkte. In diese Lücke sprangen mit aufsichtlichem Plazet die Schattenbanken genannten alternativen Finanzintermediäre, die nun ein gigantisches Volumen haben und damit mehr systemische Risiken in sich tragen.
Inhärente Risiken
Das ist Anlass genug für die EU-Regulatoren, diese sektorspezifischen Risiken jetzt genauer zu erfassen. Ein neuer Stresstest soll dazu Erkenntnisse erbringen. Das wurde auch Zeit, sind die dem Schattenbankensektor inhärenten Risiken für die Finanzstabilität doch schon lange nicht zu leugnen. Und während die Aufseher sich bislang damit begnügten, die Exposures von Kreditfonds und anderen Vehikeln der Private Markets nur über die (Mittel bereitstellende) Bankenseite zu betrachten, wird jetzt der detaillierte Blick in die Bücher der Schattenbanken angestrebt.
Gezielte Bestandsaufnahme
Denn um abschätzen zu können, ob die Private Markets Krisentreiber oder Krisenhelfer sind, wenn es an den Märkten kracht, ist eine gezielte Bestandsaufnahme mit individueller Risikokalibrierung erforderlich. Die so gewonnenen aggregierten Daten sollen darüber Aufschluss geben, in welchen Ecken des Sektors nachreguliert werden muss.
Es gibt eine erste Indikation zu Liquiditätslücken
Das kann für die Schattenbanken in erhöhte Kapitalanforderungen münden. Auch das Vorhalten zusätzlicher Liquidität wird wohl punktuell notwendig werden. Das legen jedenfalls die Ergebnisse einer ersten Übung der Bank of England nahe, die Szenarien wie den Zusammenbruch eines großen Hedgefonds durchspielte. In dem Sinne sind Stresstests auf jeden Fall sinnvoll, um die wunden Punkte zu identifizieren und dann gleich die Medizin zu verabreichen.
Erhöhte regulatorische Kosten sind eine Nebenwirkung
Gravierende Maßnahmen zur Beschneidung der Schattenbanken sind aber nicht wahrscheinlich, werden sich doch schon unter anderem über die Europäische Wertpapier- und Marktaufsichtsbehörde ESMA einem Monitoring unterzogen. Aber dezent erhöhte Kapitalkosten (nebst regulatorischen Kosten) sind wohl unvermeidbar für einen Teil der alternativen Finanzintermediäre, um die Finanzstabilität zu bewahren.