Lagarde sendet einen Warnschuss
Lagarde sendet einen Warnschuss
SCHATTENBANKEN
Lagarde sendet einen Warnschuss
Von Björn Godenrath
Während in den Vereinigten Staaten rund um die schwelende First-Brands-Pleite die Risiken von Private Credit und Verbriefungsstrukturen vor Augen geführt werden, rüsten sich die EU-Aufseher für eine Nachregulierung des Schattenbank-Sektors nebst Schnittstellen zu den Geschäftsbanken. EZB-Chefin Christine Lagarde hatte in einer Rede kürzlich glasklar erklärt, dass die Standards für Nicht-Banken, die klassisches Bankgeschäft betreiben, erhöht werden – und zwar so hoch, dass es dann tatsächlich ein Level Playing Field ist.
Es wird spürbar härtere Vorgaben geben
Dabei zeigt sich Lagarde durchaus selbstkritisch und spricht von „regulatory fatigue“ in der Phase nach der großen Finanzkrise. Dadurch sei eine Situation entstanden, die voll regulierte Finanzinstitute benachteiligt habe. Vor allem Investmentfonds hätten unter sehr viel leichteren Regeln operiert, sendet sie einen Warnschuss an die stark gewachsene Branche. Die muss sich nun vom Geldmarktfonds bis zum Private-Debt-Fonds darauf einstellen, dass es spürbar härtere Vorgaben geben wird.
Fair ist das bestehende System schon lange nicht mehr
Da immer mehr europäische Vorhaben finanziert werden müssen, dürften Regelsetzer darauf achten, Nicht-Banken-Intermediäre nicht komplett abzuwürgen. Die Wirtschaft braucht die Geldflüsse dieser Akteure, über deren Vehikel die Banken indirect lending betreiben. Damit sind an den Risiken der Schattenbanken beteiligt. Diese erwirtschaften aber für sich eine bessere Rendite, weil sie sich freier bewegen können. Fair ist das nicht – und auch mit Blick auf die Finanzstabilität müssen Risikoprozesse ganzheitlicher unter die Lupe genommen werden.
Ein Stresstest als Bestandsaufnahme
Das Financial Stability Board (FSB) hatte da kürzlich mit dem Fokus auf Leverage-Risiken im Schattenbankensystem vorgelegt, die EU-Aufseher planen für 2026 mit einem Stresstest der Private Markets nachzulegen. Wobei Lagarde als Vorsitzende des Risikorates ESRB nun die ESAs (EBA, EIOPA, ESMA sowie die EZB-Bankenaufsicht mit Claudia Buch an der Spitze) zusammenbringt, um sich ein datengestütztes Bild zu machen. 17 Jahre ist das heutige Regulierungssystem alt. Es ist höchste Zeit für ein Update.